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Ich schlafe so fest und tief, Mutter, dass ich nimmer wohl erwach’,

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Wenn du nicht laut mich anrufst, sobald sich hebt der Tag;

Viel’ Kränze muss ich noch winden von[1] Laub und Blümlein,
Denn Maikönigin werd’ ich sein, Mutter, Maikönigin werd’ ich sein.

Als ich im Thal gewandelt, wen, meinst du, sah mein Aug’?
Den Robin, auf der Brücke gelehnt am Haselstrauch.

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Er dacht’ an meinen kalten Blick – der schuf ihm große Pein –

Doch Maikönigin werd’ ich sein, Mutter, Maikönigin werd’ ich sein.

Er glaubt’, ich sei ein Geist, Mutter, denn weiß war mein Gewand,
Und wie ein Blitzstrahl schoss ich vorüber, wo er stand.
Sie nennen mich grausam, doch was frag’ ich nach ihren Plauderein?

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Denn Maikönigin werd’ ich sein, Mutter, Maikönigin werd’ ich sein.



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