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Worauf ich sehnend hoff’, er kann es missen,
Er hat es längst von seiner Brust gerissen.
Noch klingt ein Sprüchlein mahnend mir ins Ohr,
Das mir die Aya gerne sagte vor:
„Wenn Hoffnung und Gedächtniß sich umfangen,
So welken bald der Hoffnung rothe Wangen.“
Zu wenig ist für meinen Jugendtraum,
Zu wenig ist für meiner Seele Gluth,
Was er vertrauen will in meine Hut,
Es ist nur seines Lebens goldner Saum.

Prospero.
O thöricht Kind! dein Irrsinn muß sich wenden;
Ja, Träume sind’s, – du hast es selbst gesprochen. –
Wie Schaumesperlen leicht und bald zerbrochen,
An welche du die Zukunft willst verpfänden.
Der Herzog ist wohl ernst, doch milder Sitten,
Hat Ruhm und Glanz im Leben sich erstritten,
Für reiche Habe sorgten seine Ahnen,
Denn Sieg und Segen stand zu ihren Fahnen.
Mein Kind! die Erdengüter achten lerne,
Nicht glaube, daß dem Geist sie fremd und ferne;

Empfohlene Zitierweise:
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau's dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/46&oldid=- (Version vom 27.11.2022)