„wesentlich pathologischen Schluß“ bezeichnet, muß man ihm wohl vollkommen beipflichten, ohne jedoch den bescheidenen Zweifel unterdrücken zu können, ob nach der ganzen Anlage des Gedichtes, wie dieses uns vorliegt, ein Schluß wesentlich anderer Art im Sinne des Dichters wohl denkbar sey? Wenn Auerbach dem Dichter entgegenhielt, „Don Juan“ müßte vielmehr ethisch an der Erkenntniß und Erfahrung untergehen, daß er, der Alles genießen zu können glaubte, wahre Frauenliebe nie genossen habe, da diese in höchster Beglückung nur dem würde, der als Individuum wieder ein anderes ganz sein nenne und wisse,“ so scheint es uns doch andererseits höchst bedeutsam, daß der Dichter selbst ungeachtet des momentanen Wohlgefallens, das er anfänglich dieser Idee abzugewinnen schien, sehr bald wieder davon abkam und mannigfache Einwendungen dagegen vorzubringen hatte. Die in Vorschlag gebrachte Wendung war übrigens kaum auf anderem Wege als durch die gründliche Umschmelzung des ganzen Werkes erreichbar. Ob Lenau sich je dazu aus eigener Ueberzeugung entschlossen hätte? ob gerade den Dichter der Skepsis jener Ausgang endgültig befriedigen konnte? ob der freie selbstständige Geist, der trotz des ihm sonst so wohlthuenden Einflusses seiner würdigen
Nicolaus Lenau: Nicolaus Lenau's dichterischer Nachlaß. J. G. Cotta, Stuttgart und Augsburg 1858, Seite VII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lenau_-_dichterischer_Nachlass,_1858.djvu/11&oldid=- (Version vom 26.11.2022)