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Heinrich Krause; gedruckt v. Salomon Schadewitz: Leichenpredigt für Philip Leopold von Neuhoff

müssen. Es hat aber der gütige Gott denen zu Fritzlar angewendeten medicamentis Gnade verliehen / daß Er wiederumb genesen / und wiewohl ziemlich schwach / doch glücklich wiederumb anhero kommen / welche Schwachheit Ihme den gantzen Sommer nachgegangen / dessen Er sich aber nicht allerdings mercken lassen / bis sie Ihn mit Anfange des Septembris bemerkten Jahrs erschlichen / und dermassen hefftig zugesetzet / in deme es das Ansehen gewonnen / ob hätte sich selbige mit einem hitzigen Fieber vermehret / daß Er über drey Wochen sich im Bett und logiament enthalten müssen / welche Unpäßlichkeit nach fleissigem Gebrauch guter Artzneyen allmählich und dergestalt remittiret / daß Er sich der freyen Luft gebrauchen dörffen / wie Er denn auch gethan / und dabey nach und nach mehrere Kräfte verspüret / und resolviret gehabt / die schon vorlängst beschlossene Reise gegen Thüringen nach Griffstätt zuthun umb hierbey die Lust zu ändern in Meinung noch vor Elisabethae Tag wiederumb allhie zuseyn / welche Reise Er dann / nachdem Er mit Diener und Gesinde hiesigen Hauses den 20. Sontag nach Trinitatis[1] styl. vet.[2] das H. Abendmal mit hertzlicher Andacht genossen / folgenden Sontag darauf in Namen Gotten angetretten / auf der Reise aber / benantlich zu Cappel[3] / hat Er sich wiederum(b) anfahen in etwas zuklagen / und vorigen Rückenfluß / und dabenebst innerliche Hitze verspüret / wobey es auch folgendes Nacht-Lager zu Mühlhausen verblieben / von dannen Er unterwegens bis nach Griffstätt mit dem bey sich gehabten Balley-Secretario, Herrn Lohsen / fast von nichts mehr / als von seinem Absterben geredet / welcher / ob Er Ihn zwar verschiedentlich von dem Sterbens-discurs ab- und auf andere Gedancken zubringen sich bemühet / und andere materias discursus eingeführet / hat der wohlseel. Herr Land-Commenthur nichstoweniger bald einige schöne Sterbe-Lieder angestimmet / bald auch seine Sterbens-Gedancken weiters eröfnet / so gar / daß Er unter andern vielen Anordnungen / wie es bey seiner Schwachheit und nach dessen etwa erfolgenden Tode gehalten werden solle / auch einige geistliche Lieder benamset / welche ihm beydes / wenn Er hart darnieder liege / und der Umbstand an seiner Uffkunft zweiffeln würde / vor dem Bette und auch vor- und nach der Einsenckung des erbleichten Cörpers / den Er expressè hierhin nacher Marburg zuüberbringen begehret / wenn er vielleicht zu Griffstätt sterben

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Heinrich Krause; gedruckt v. Salomon Schadewitz: Leichenpredigt für Philip Leopold von Neuhoff. , Marburg 1671, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leichenpredigt_f%C3%BCr_Philip_Leopold_von_Neuhoff.pdf/15&oldid=- (Version vom 28.3.2024)
  1. Dreifaltigkeitssonntag.
  2. Stylus vetus=alter Kalenderstil, gemeint ist der Julianische Kalender.
  3. Unsicher, welches Cappel gemeint ist; vermutlich Waldkappel im Werra-Meißner-Kreis, aber auch Cappel bei Fritzlar oder Spießkappel im Schwalm-Eder-Kreis kommen in Frage.