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Heinrich Krause; gedruckt v. Salomon Schadewitz: Leichenpredigt für Philip Leopold von Neuhoff

Und Vergnügung gehabt / dasselbe mit besonderm Fleiß / Eyffer und Andacht sowohl in offentlicher Versamlung (von welcher Er sich nichts denn Gottes Gewalt / wenn Er nur einheimisch gewesen / abhalten lassen) angehöret / als auch zu Hause in herzlichen Geistreichen Büchern Seelen-erbaulich gelesen / bey annehmlicher compagnie gerne darvon discurieret, und daraus himmlische und vollkommene Weißheit erlernet / wie nicht weniger mit inbrünstigem Gebet / wodurch der allein-heilige Gott sich zu Uns unheiligen Menschen nahet / seinem Schöpffer gedienet / und mit allerhand geistlichen schönen Morgen- und Abend-Liedern / deren Er mit eigener Hand einen Seel-erquickenden Schatz colligiret und gesamlet / denselben unablässig gelobet / auch sonsten keine Mittel und Wege verabsäumet / wodurch Gottes Ehr und die Fort-Pflantzung dessen heiligen Worts befördert werden möchte; Und weiln die Gottes-Furcht eine Quelle aller anderen Tugenden ist / so haben auch aus selbiger bey dem wohlseeligen Herrn LanCommenthurn sonderbare Liebe / Huld und Leutseeligkeit gegen den Nechsten / rechte und Christliche Aufrichtigkeit / grosse Zucht und Keuschheit-Liebe / Handhabung der Gerechtigkeit / Großmüthige und nach Ausweisung des von Ihm stets-gefuhrten Spruchs: Patior ut potiar[1]: Sehnliche und Hoffnungs- volle Gedult / und übrige Christliche Tugenden hervor gequollen. Kirchen und Schulen / wie auch dem Armuht in- und ausserhalb denen Hospitalien / ist der wohlseelige Herr LandCommenthur ein grosser Patron und freygebiger Wohlthäter gewesen / die sich denn seiner / wo Er nur hinkommen / wohl zuerfreuen gehabt / nunmehro aber seinen seelige(n) Abschied von dieser Welt bey abgang der genossenen beneficien nicht wenig vermissen und beklagen werden.

Des wohlseeligen Herrn Land-Commenthurs Kranckheit und erfolgten Tod betreffend / hat Er Anno 1670. kurtz nach Ostern / wie Er jährlich pflegte / eine Reise gegen Thüringen nach Griffstätt gethan / woselbst Er sich an die drey Wochen aufgehalten. Im Rückreisen ist Ihme unter Weges ein starcker Fluß / welcher sich in dem Rücken hin- und wieder gezogen / dergestalt gefallen / daß Er sich allschon eingebildet gehabt / Er unter Wegens die Schuld der Natur würde bezahlen

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Krause; gedruckt v. Salomon Schadewitz: Leichenpredigt für Philip Leopold von Neuhoff. , Marburg 1671, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leichenpredigt_f%C3%BCr_Philip_Leopold_von_Neuhoff.pdf/14&oldid=- (Version vom 28.3.2024)
  1. Lat.; in etwa (Er-)Leiden für Erfolg oder auch Ertragen um zu herrschen.