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Neunundzwanzigstes Kapitel


Ein wohlkonservierter Sechziger


Man sieht, welche Unannehmlichkeiten mir die Untreue eines Agenten verursachte. Ich wußte schon seit langem, daß ein Geheimnis nie besser aufgehoben ist, als wenn man es für sich behält; aber die traurige Erfahrung hatte mich ebenso gelehrt, daß ich möglichst auch allein handeln müsse, und das tat ich denn auch bei einer, wie man sehen wird, sehr wichtigen Angelegenheit.

Zwei Galeerensträflinge, Goreau und Florentin, auch Chatelain genannt, die schon mehrmals verurteilt worden waren, befanden sich wieder einmal in Bicêtre als unverbesserliche Diebe. Des Aufenthalts in diesen Grüften, wo man wie lebendig begraben ist, müde, schrieben sie an Henry einen Brief, in dem sie sich erboten, wichtige Mitteilungen zu machen; auf Grund dieser Mitteilungen könnte man mehrere ihrer Kameraden fassen, die in Paris täglich Diebstähle begingen.

Als der gewandteste und gefährlichste unter ihnen wurde ein gewisser Fossard bezeichnet, ein Mann, der zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt und bereits mehrmals aus den verschiedenen Zuchthäusern entflohen war.

Der einzige Anhaltspunkt, den mir Henry über den Fall Fossard geben konnte, lautete folgendermaßen:

„Fossard wohnt in Paris in einer Straße, die von den Markthallen nach einem Boulevard führt, das heißt, zwischen der Rue Comtesse-d'Artois und der Rue Poissonière, hinter der Rue Montorgueil. Es ist nicht bekannt, in welcher Etage er wohnt,

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 354. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_354.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)