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Siebenundzwanzigstes Kapitel


Kollegen


Ich war nicht der einzige Geheimagent der Polizei. Ein Jude, Gaffré, war mein Kollege. Er war schon vor mir angestellt worden, da aber unsere Prinzipien sehr voneinander abwichen, so blieben wir nicht sehr lange im Einverständnis. Ich bemerkte, daß er sich übel benahm und benachrichtigte den Divisionschef. Als dieser sich von der Wahrheit überzeugte, setzte er Gaffré vor die Tür und wies ihn aus Paris aus.

Jeden Tag wurde nun gegen mich Anzeige erhoben, aber die Stimmen der Verleumder waren machtlos. Henry, die rechte Hand des Präfekten, verbürgte sich für mich, und so wurde beschlossen, daß jede gegen mich gerichtete Denunziation mir unmittelbar mitgeteilt würde, und mir eine schriftliche Widerlegung der Anklage gestattet sein solle. Dieses Vertrauenszeichen machte mir viel Freude; es bewies mir wenigstens, daß meine Vorgesetzten mir Gerechtigkeit widerfahren ließen, und nichts in der Welt hätte mich von dem mir selbst vorgeschriebenen Wege abbringen können.

Im Jahre 1810 lenkten Diebstähle ganz neuer Art und von unbegreiflicher Keckheit die Aufmerksamkeit der Polizei auf eine neue Verbrecherbande.

Fast alle waren Einbruchsdiebstähle. Die Diebe machten sich nur an reiche Häuser heran, und alle Indizien sprachen dafür, daß die Kerle eine genaue Kenntnis der Räumlichkeiten besaßen.


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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_337.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)