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Sechsundzwanzigstes Kapitel


Ich überliste


Fast zur selben Zeit, da ich den Hehler überführte, hatte sich im Quartier Saint-Germain eine Art Bande gebildet, die Paris unsicher machte. Sie bestand aus verschiedenen Mitgliedern, die zum Haupt einen gewissen Gueuvive oder Constantin, abgekürzt Antin, hatten: denn unter Dieben ist es ebenso wie unter Zuhältern, bei der bezahlten Claque im Theater, oder überhaupt unter Gaunern, üblich, einander bei den letzten Silben des Vornamens zu nennen.

Gueuvive oder Antin war ein ehemaliger Fechtmeister. Er war zuerst Hochstapler gewesen, wurde dann von Huren der niedersten Klasse ausgehalten und beendete seine wechselvolle Laufbahn als Dieb. Er war, wie man behauptete, zu allem fähig, und obwohl man ihm keinen Mord nachweisen konnte, zweifelte man nicht, daß er im Bedarfsfall nicht zögern würde, Blut zu vergießen. Seine Mätresse war in den Champs-Elysées ermordet aufgefunden worden, und man hatte ihn in Verdacht, dieses Verbrechen ausgeführt zu haben. Wie dem auch sei, Gueuvive war ein sehr unternehmungslustiger Herr von unglaublicher Verwegenheit und außerordentlicher Frechheit. Wenigstens galt er unter seinen Kameraden dafür und genoß unter ihnen eine gewisse Berühmtheit.

Die Polizei hatte schon seit langem auf Gueuvive und seine Freunde ein Auge, aber man konnte sie nicht erwischen. Jeden

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_330.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)