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sei: er wurde verklagt und als Deserteur zu fünf Jahren öffentlicher Arbeit verurteilt. Kurze Zeit darauf kam der Befehl, die Häupter der Olympier zu verhaften und die Gesellschaft aufzulösen. Allein dieser Befehl konnte nur zum Teil ausgeführt werden: als die Hauptbeteiligen erfuhren, daß die Regierung gegen sie vorgehe und sie in die Kasematten von Vincennes oder in ein anderes Staatsgefängnis werfen wolle, zogen sie den Tod einer so traurigen Existenz vor. An einem Tage fanden fünf Selbstmorde statt. In Boulogne war man über das Zusammentreffen all dieser Geschehnisse aufs höchste erstaunt.

Einige Personen glaubten das Sonderbare an den Vorfällen dadurch zu erklären, daß selten ein Selbstmord, der bekannt wird, nicht zwei oder drei andere Selbstmorde zur Folge hat. Im großen und ganzen aber wußte das Publikum um so weniger, woran es sich halten sollte, als die Polizei, um alles zu vertuschen, was von Opposition gegen das Kaisertum sprach, die seltsamsten Gerüchte in Umlauf brachte; die Vorsichtsmaßregeln wurden dabei so gut getroffen, daß der Name „Olympier“ nicht einmal im Lager gefallen war. Indessen lag die Ursache all dieser tragischen Begebenheiten in den Angaben des Herrn Bertrand. Ohne Zweifel wurde er auch auf irgendeine Weise belohnt.

Kurze Zeit nach dem Verschwinden des Herrn Bertrand wurde meine Kompagnie nach Saint-Léonard, einem kleinen Dorfe, eine Meile von Boulogne, versetzt. Dort beschränkte sich unsere Aufgabe auf die Überwachung eines Pulvermagazins, in dem eine große Menge Kriegsmunition aufgestapelt war. Der Dienst war nicht beschwerlich, aber der Posten galt für gefährlich: einige Schildwachen waren ermordet worden, und man nahm an, die Engländer gingen darauf aus, das Depot in die Luft zu sprengen. Einige ähnliche Attentate an verschiedenen Punkten in den Dünen ließen hierüber keinen Zweifel. Wir hatten also Grund genug zu einer besonderen Wachsamkeit.

In einer Nacht, als ich gerade Wache hatte, werden wir

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_267.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)