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mich Dufailli, „er ist ein pfiffiger Bursche, er kommt überall durch, und dabei ist er verschwiegen.“

Der Bote war bald wieder da; er richtete uns aus, daß Mutter Thomas schon zweimal verhört worden sei, aber niemanden genannt habe. Sie habe das Geschenk mit Dank angenommen, und habe geschworen, auch wenn’s den Kopf auf den Klotz bringe, nichts anzugeben, was uns Scherereien eintragen könnte. Wir hatten also von dieser Seite aus nichts zu befürchten.

„Und was machen wir mit den Mädchen?“ fragte ich Dufailli.

„Diese Mädchen? Die schicken wir nach Dünkirchen. Ich nehme die Reisekosten auf mich.“

Wir gingen sofort zu ihnen hinauf, um ihnen die Reise nahezulegen. Zuerst waren sie sehr erstaunt; aber als wir ihnen klarmachten, daß es am besten für sie sei, Boulogne zu verlassen, willigten sie ein, sich von uns zu trennen. Noch am selben Abend wurden sie abgeschoben. Die Trennung ging leicht vonstatten; Dufailli hatte sie reichlich mit Geld versorgt, und Hoffnung auf Wiedersehen war ja vorhanden. Wir trafen sie in der Tat einmal wieder, und zwar in einem ziemlich wüsten Tingeltangel.

Mama Thomas wurde nach einer sechsmonatlichen Haft auf freien Fuß gesetzt. Aus Liebe zum heimatlichen Herd flogen dann Pauline und Therese in das alte Nest zurück und nahmen das frühere Leben wieder auf. Ich weiß nicht, ob sie ihr Glück gemacht haben; ausgeschlossen ist es nicht. In Ermangelung weiterer Nachrichten beschließe ich hiermit ihre Geschichte und kehre zu der meinen zurück.

Paulet und seine Leute mochten unsere Abwesenheit kaum bemerkt haben, als wir schon zurück waren; man sang, man trank, man aß bis in die späte Nacht ununterbrochen, so daß alle Tagesmahlzeiten in eine einzige verschmolzen. Paulet und Fleuriot, sein erster Offizier, waren die Helden des Festes; körperlich wie moralsich mochte es wohl nie zwei größere Antipoden gegeben haben.

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_250.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)