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„Verzeihung, Herr Hauptmann,“ ruft er, indem er sich aufrichtet, „die Wand ist schuld daran!“

„Oh! seien Sie nur unbesorgt,“ antwortet der Offizier und hilft ihm, etwas verlegen, beim Aufstehen – während Pauline, Therese und ihre Mutter sich vor Lachen wälzen. Als Dufailli wieder auf den Beinen stand, zog sich der Hauptmann zurück, und da der Fall weiter keine schlimmen Folgen gehabt hatte, waren wir durch nichts gehindert, uns unserer Lustigkeit zu überlassen.

Um ein Uhr nachts weckte mich aus dem tiefsten Schlaf ein fürchterlicher Lärm. Ohne etwas Böses zu ahnen, kleidete ich mich hastig an, da zeigten mir die mörderischen Hilferufe der Mama Thomas an, daß die Gefahr sich uns näherte. Ich war unbewaffnet, ich lief daher in das Zimmer von Dufailli, um seine Waffe zu holen, von der ich einen besseren Gebrauch zu machen hoffte, als er imstande war. Es war auch höchste Zeit: die Wohnung war bereits von fünf, sechs Matrosen von der Garde gestürmt, die mit der Waffe in der Hand uns zu verdrängen suchten. Diese Herren erwarteten nichts Geringeres, als daß wir aus den Fenstern springen würden; und da sie außerdem noch alle im Hause mit Brand und Mord bedrohten, so läutete die grelle Stimme der Madame Thomas wie eine Sturmglocke, die das ganze Quartier in Bewegung setzte. Obwohl ich kein Hasenfuß bin, so muß ich doch gestehen, daß mich Angst erfaßte. Diese ganze Geschichte konnte üble Folgen für mich haben.

Wie dem auch sei, ich war entschlossen, mich wacker zu halten. Pauline drang darauf, daß ich mich mit ihr einschließe. „Schiebe den Riegel vor,“ bat sie mich, „schiebe den Riegel vor, ich bitte dich darum.“ Aber die Bude, in der wir uns befanden, war keine Zuflucht; ich konnte blockiert werden; lieber wollte ich den Platz von der Außenseite verteidigen, als wie eine Ratte in der Mausefalle gefangen zu werden. Trotz Paulines Bemühungen, mich zurückzuhalten, wagte ich mich hinaus. Sofort befand ich mich im Handgemenge mit zweien der Angreifer; in einem engen Korridor

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_243.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)