Seite:Landstreicherleben 239.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dufailli besteht auf seinem Willen.

„Schert euch!“ ruft der Unteroffizier, „oder ich lasse euch auf die Hauswache bringen.“

Dufaillis Beharrlichkeit konnte mich den Kopf kosten; aber andererseits war es auch nicht vorsichtig, ihm meine Befürchtungen mitzuteilen. Ich beschränkte mich darauf, ihm einige Vorstellungen zu machen, die ihn noch mehr aufreizten; er wollte von nichts wissen.

„Ich pfeife auf die Wache; die Sonne scheint für jedermann: Freiheit und Gleichheit oder der Tod,“ lallte er, indem er sich aus meinen Händen losmachte.

Ich war ganz verzweifelt, als auf einmal der Ruf erscholl: „An die Gewehre!“ und dann, „Macht, daß ihr fortkommt! Der Adjutant kommt, da kommt Bévignac!“ Im Nu ist mein Mann wie verwandelt. Eine kalte Dusche, die von fünfzig Meter Höhe auf den Kopf eines Wahnsinnigen hinabstürzt, könnte keine raschere Wirkung haben, um ihm die Sinne wiederzugeben. Der Name Bévignac übte eine magische Wirkung auf die Soldaten aus, die vor dem Hause der schönen Blondine standen. Sie sehen einander an, ohne ein Wort zu sagen; sie atmen kaum, so verblüfft sind sie. Der Adjutant, ein großer, magerer Mann, nicht mehr jung, war gerade aus dem Hause gekommen, da begann er sie schon mit seinem Stock abzuzählen; noch nie hatte ich ein so wütendes Gesicht gesehen; dieses hagere, lange Gesicht hatte etwas an sich, was verraten ließ, daß Bévignac in ständigem Krieg mit der Disziplinlosigkeit stand. Bei ihm hatte der Zorn einen chronischen Zustand angenommen; seine Augen waren blutunterlaufen, ein krampfhaftes Zucken der Kiefer zeigte, daß er sprechen wollte.

„Verdammtes Donnerwetter nochmal, Ruhe! Ihr wißt doch die Order, nur die Offiziere kommen ran, verdammtes Donnerwetter noch mal! und einer nach dem anderen!“

Und als er uns erblickte, mit aufgehobenem Stock:

Empfohlene Zitierweise:
Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_239.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)