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in denen ich ihn kräftig unterstützte, hatten ihm eine hohe Meinung von meinen Fähigkeiten beigebracht.

Ich hatte einen Heidenappetit und sah mit Befriedigung den Vorbereitungen zur Mahlzeit zu, an der ich teilnehmen sollte. Eine Frau von etwa fünfundzwanzig bis dreißig Jahren, von Gestalt, Aussehen und Temperament eines jener Mädchen, die ein ganzes Regiment beglücken können, deckte den Tisch. Es war eine sehr lebhafte, sehr lustige kleine Lütticherin, die in ihrem gebrochenen Dialekt jeden Augenblick derbe Zoten zum besten gab; der Sergeant, entzückt von so viel Geist, platzte vor Gelächter.

„Das ist die Schwägerin unseres Wirtes, des Vaters Galand,“ erklärte er mir, „sie hat Pietzen: rund wie Bälle, voll wie Tonnen, das muß ein Genuß sein.“ Und Dufailli rundete dabei seine Hände und setzte seine Neckereien fort: bald zog er sie zu sich auf die Knie, bald drückte er auf ihre glühenden Backen einen jener schallenden Küsse, die eine recht derbe Art zum Lieben vermuten ließen.

Ich gestehe, ich sah diesen Manövern, die den Dienst allerdings verzögerten, nicht ungern zu. Fräulein Jeanette riß sich endlich aus den Armen meines Amphitryon los, kam dann mit einer halben Pute, die stark mit Senf gewürzt war, und zwei Flaschen Wein zurück und stellte alles vor mich hin.

„Prosit Mahlzeit!“ rief der Sergeant, „da haben wir etwas zu kauen und die Kehle zu schmieren, und ich will meinen Mann stellen. Nachher wird sich das weitere ergeben, denn in dieser Bude steht uns alles zur Verfügung, ich brauche nur zu winken. Nicht wahr, Fräulein Jeanette? Jawohl, mein Freund, ich bin der Schutzpatron des Hauses.“

Ich gratulierte ihm zu so viel Glück, und wir machten uns beide über Essen und Trinken her. Ich hatte schon lange nicht mehr ein solches Fest gesehen; ich lud ordentlich auf. Die Flaschen wurden eine nach der anderen leer; ich glaube, wir waren schon bei der siebenten angelangt, als der Sergeant hinausging, wahrscheinlich, um ein Bedürfnis zu befriedigen, und gleich darauf

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_223.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)