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Fünfzehntes Kapitel


Verbindung mit der Polizei


Man kann sich vorstellen, wie froh ich war, nach den Gefahren, denen ich bei Roman und seiner Bande ausgesetzt war, als ich das alles hinter mir gelassen hatte. Es war klar, daß die Regierung, sobald sie feste Formen angenommen haben würde, die wirksamsten Maßregeln ergreifen mußte, um die allgemeine Sicherheit wieder herzustellen.

Die Ordnung kehrte allmählich zurück, und die Räuber, zu welcher Farbe sie sich auch bekannten und in wessen Namen sie handelten, hörten auf, eine Rolle zu spielen. Ich wäre ja geneigt gewesen, mich in eine Diebesbande aufnehmen zu lassen; die Ehrlosigkeit dieses Gewerbes schreckte mich nicht mehr, mich hielt nur noch die sichere Aussicht aufs Schafott zurück. Aber ein anderer Gedanke brandete jetzt in mir; ich wollte um jeden Preis die Wege des Verbrechens meiden, ich wollte frei bleiben. Ich wußte zwar nicht, wie sich das verwirklichen ließe, aber ganz gleich, – mein Los war bestimmt, ich war sozusagen dem Bagno entschlüpft.

In aller Eile schlug ich den Weg nach Lyon ein; bis vor Orange vermied ich die großen Landstraßen, dann traf ich Fuhrleute aus der Provence, die denselben Weg hatten wie ich. Ich ließ mich mit ihnen in ein Gespräch ein, und da sie mir gute Leute zu sein schienen, trug ich keine Bedenken, ihnen zu sagen, ich sei Deserteur, und sie würden mir einen großen Dienst erweisen,

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_204.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)