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Aber ich ging absichtlich auf ihn zu und fragte ihn nach dem Wege nach Aix.

„Suchen Sie einen Nebenweg oder die Landstraße?“ fragte er mit einem besonderen Ausdruck.

„Das ist mir gleich,“ antwortete ich mit geheuchelter Ruhe.

„Folgen Sie diesem Weg, und Sie kommen auf den Gendarmerieposten. Wenn Sie nicht gerne allein reisen, können Sie dort Gesellschaft finden.“

Bei dem Worte „Gendarmerie“ fühlte ich, wie ich erblaßte. Der Fremde merkte die Wirkung seiner Worte.

„Aha!“ rief er. „Ich merke, es liegt Ihnen nicht viel daran, die Landstraße einzuschlagen. Schön, wenn Sie nicht sehr eilig sind, so will ich Sie gerne bis Pourières begleiten, von dort haben Sie nur noch zwei Meilen bis Aix.“

Er zeigte eine zu gute Lokalkenntnis, als daß ich nicht seine Gefälligkeit ausnutzen wollte. Ich beschloß auf ihn zu warten. Ohne seinen Platz zu verlassen, wies er mich aufs Gehölz, wo er mich, wie er sagte, bald abholen würde. Zwei Stunden stand er noch so auf Posten, dann kam er zu mir.

„Aufgestanden!“ rief er.

Ich stand auf und folgte ihm. Als ich mich noch mitten im Waldinnern zu befinden glaubte, standen wir auf einmal am Saum des Waldes, fünfzig Schritte von einem Hause entfernt, vor dem Gendarmen saßen. Beim Anblick ihrer Uniformen begann ich zu zittern.

„Was haben Sie denn?“ rief mir mein Führer zu. „Fürchten Sie etwa, ich würde Sie verraten? Wenn Sie Angst haben, so haben Sie hier etwas zu Ihrer Verteidigung.“ Und er bot mir seine Pistolen an, ich schlug sie aber aus.

Wir schlugen eine andere Richtung ein und entfernten uns bald. Nach einer Stunde Weges näherte sich mein Führer einem Baume und tastete mit den Händen den Stamm ab; ich merkte, daß er Kerben suchte, die mit dem Messer darin gemacht waren.

„Sehr gut!“ rief er mit einer Zufriedenheit, deren Ursache

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_197.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)