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wurden in ihrem Dienst belassen, nur hatte einer der Unsrigen, ein Dünkirchener, das Steuer ergriffen.

Die Nacht kam. Ich war dafür, daß das Schiff beigedreht werde, damit wir nicht am Ende auf ein Fahrzeug der Küstenwache stießen, mit der unsere überrumpelte Mannschaft sich durch Signale verständigen könnte; aber der Dünkirchener sträubte sich dagegen mit einer Beharrlichkeit, die Argwohn hätte erregen müssen. Man setzte also die Fahrt fort und gegen Morgen lag die Smacke vor den Kanonen eines Forts in der Nähe von Helwotsluis. Nun erklärte der Dünkirchener, er wolle ans Land steigen, um zu sehen, wo wir ohne Gefahr landen könnten. Ich sah sofort, daß wir verraten worden waren, aber nun ließ sich die Sache nicht mehr ändern. Die Signale waren wahrscheinlich bereits gewechselt, bei dem geringsten Manöver konnte uns das Fort in den Grund bohren. Nun hieß es abwarten. Bald stieß eine Barke mit zwanzig Mann von der Küste ab und legte an der Smacke an. Drei Offiziere bestiegen das Verdeck, ohne die geringste Furcht zu äußern, obwohl das Schiff der Schauplatz eines lebhaften Kampfes zwischen unseren Kameraden und den holländischen Matrosen war, die die Soldaten aus dem Zwischendeck befreien wollten.

Das erste Wort des ältesten der drei Offiziere war die Frage, wer der Rädelsführer der Verschwörung sei. Alles blieb stumm. Da ergriff ich das Wort und erklärte ihm auf französisch, daß durchaus keine Verschwörung stattgefunden habe. Wir wollten uns durch einen einstimmigen und unmittelbaren Akt dem Sklavenjoch entziehen, unter das man uns gebeugt hatte; wir hätten übrigens dem Kommandanten der Smacke nichts getan; er selbst könnte es bezeugen, ebenso die Matrosen, die ganz genau wüßten, daß wir ihnen nach der Landung bei Antwerpen das Schiff überlassen hätten. Ich weiß nicht, ob meine Rede eine Wirkung gehabt hat; nur hörte ich, während man uns an Stelle der freigelassenen Soldaten in das Zwischendeck

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_168.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)