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Zwölftes Kapitel


Die Seelenverkäufer


Das Vertrauen Villedieus schmeichelte mir ja sehr, aber ich fand es deswegen nicht weniger gefährlich. Daher hielt ich es für richtig, ihm ein Märchen zu erzählen, als er mich fragte, wovon ich lebte, und besonders, wo ich wohne. Ich trieb die Vorsicht sogar so weit, daß ich, nachdem ich um elf Uhr abends ihn verlassen hatte, einen Umweg machte, bevor ich in meine Herberge einkehrte. Mein Herr war schon schlafen gegangen; am nächsten Morgen weckte er mich sehr früh und sagte mir, wir müßten sofort nach Nogent-le-Rotrou reisen und von dort nach seiner Besitzung, die in der Umgegend dieser Stadt lag.

In vier Tagen war die Reise gemacht. Obwohl ich von seiner Familie so gut aufgenommen wurde wie nur ein treuer und eifriger Diener, so beharrte ich doch auf dem Plan, den ich seit einiger Zeit hegte, in meine Heimat zurückzukehren: ich hatte schon längere Zeit von dort weder Briefe noch Geld empfangen. Kaum waren wir wieder in Paris, so verabschiedete ich mich von meinem Herrn, der mich höchst ungern ziehen ließ.

Nachdem ich von ihm gegangen war, kehrte ich in ein Café am Chatelet ein, um auf den Mann zu warten, der mir meine Sachen bringen sollte. Eine Zeitung kommt mir unter die Hände, und das erste, was mir in die Augen fällt, ist der Bericht von der Verhaftung Villedieus. Er hatte sich erst ergreifen lassen, nachdem er zwei Agenten, die sich seiner bemächtigen wollten, über den Haufen geschossen hatte; er selbst wurde

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_161.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)