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neuen Brotherrn alle kleinen Dienste, die in meiner Macht standen.

Am Nachmittag schickte er mich mit einem Brief zu einer Person in die Stadt. Da fragte man mich, ob mein Herr mich beauftragt habe, etwas in Empfang zu nehmen. Ich antwortete mit „nein“.

„Es ist schließlich gleich,“ sagte jene Person, ich glaube, es war ein Notar … „Sie können ihm den Beutel mit dreihundert Franken überbringen.“

Ich lieferte meinem Herrn treulich diese Summe ab; natürlich flößte ihm meine Handlungsweise ungeheures Vertrauen ein.

Wir waren drei Wochen unterwegs, da rief er mich zu sich.

„Louis,“ sagte er zu mir, „kannst du schreiben?“

„Ja.“

„Rechnen? …“

„Ja.“

„Buch führen?“

„Ja.“

„Gut. Da ich einen Umweg machen muß, um in Sainte-Gauburge junge Ochsen zu kaufen, so kannst du mit Jacques und Saturnin diesen Trupp nach Paris bringen. Du sollst Aufseher sein.“

Er gab mir die nötigen Anweisungen und reiste ab.

In Anbetracht des höheren Postens, den ich nun einnahm, reiste ich nicht mehr zu Fuß. Das verbesserte meine Lage merklich, denn die Ochsentreiber, die zu Fuß gehen, ersticken entweder im Staube, den die Tiere aufwirbeln, oder müssen bis an die Knie im Schmutz waten. Ich wurde außerdem besser bezahlt und erhielt bessere Nahrung. Aber ich mißbrauchte die Vorteile meiner Stellung nicht, wie ich es von den anderen Aufsehern, die desselben Weges reisten, geschehen sah. Während das Viehfutter sich unter ihren Händen in Geflügel und Hammelkeule

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_158.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)