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die Kreuzer der Regierung in diese Gewässer locken. Man sagte mir, das Schiff werde seine Ausladung voraussichtlich an einem anderen Punkt der Küste vornehmen, wo die Schmuggler zahlreiche Verbündete hatten.

Ich kam in Peters Haus gegen Morgen zurück, warf mich auf meine Hängematte, und verließ sie achtundvierzig Stunden lang nicht. Die Anstrengungen dieser Nacht, die Feuchtigkeit, die meine Kleider durchnäßte, während dagegen die Arbeit mich ganz in Schweiß gesetzt hatte, die Unsicherheit meiner neuen Lage, all das vereinte sich, um mich ganz matt zu machen. Ich bekam Fieber; als es vorüber war, erklärte ich Peters, ich fände diesen Beruf zu beschwerlich, und er solle mich lieber wieder ziehen lassen. Er nahm die Sache viel ruhiger auf, als ich erwartet hatte, und ließ mir sogar hundert Frank auszahlen. Ich sagte ihm, ich wolle nach Lille zurückkehren; später habe ich erfahren, daß er mich einige Tage lang verfolgen und beobachten ließ, um sich zu überzeugen, ob ich ihm die Wahrheit gesagt hätte.

Und wirklich schlug ich den Weg nach Lille ein, denn mich quälte eine geradezu knabenhafte Sehnsucht, Francine wiederzusehen; sie wollte ich mit nach Holland nehmen, und wollte dort ein kleines Geschäft aufmachen. Aber meine Unvorsichtigkeit wurde bald bestraft. In einer Schenke saßen zwei Gendarmen und tranken, da sahen sie mich auf der Straße vorbeigehen; es kam ihnen in den Sinn, mir nachzugehen, um mich nach meinen Papieren zu fragen. An einer Straßenbiegung holten sie mich ein. Ihr Auftauchen verwirrte mich tief, und diese Verwirrung veranlaßte sie, mich auf mein Gesicht hin zu verhaften. Man setzte mich ins Gefängnis. Schon sah ich mich nach Möglichkeiten zum Ausbruch um. Da hörte ich die Gendarmen sagen: „Da seh einer an, die Gendarmen von Lille! … nach wem streifen die umher? …“ Und wirklich kommen zwei Leute von der Brigade zu Lille vors Gefängnis und fragen, ob es hier ein „Wild“ gebe. „Ja,“ antworteten die, die mich arretiert

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_103.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)