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Peters verschaffen würde. Mit diesen Anweisungen versehen, machte ich mich aufs neue auf den Weg zu der furchterregenden Behausung, und ich füllte noch rasch meine Taschen mit großen Steinen, die im Falle eines neuen Angriffs dazu dienen könnten, meinen Rückzug zu decken. Glücklicherweise war meine Munition nicht nötig. Auf die Worte: „Achtung vor den Haifischen“ (nämlich den Zollwächtern) wurde ich beinah freundschaftlich aufgenommen. Denn man sah gleich, daß meine Gewandheit und meine Kraft mich ausgezeichnet für diesen Beruf geeignet machten, wo man oft in der größten Eile von einem Punkt zum anderen mächtige Lasten zu tragen hat.

Ich schlief bei Peters zusammen mit zwölf bis fünfzehn holländischen, dänischen, schwedischen, portugiesischen und russischen Schmugglern; Engländer gab’s nicht, und nur zwei Franzosen, ich und ein Mann aus Bordeaux, der mich in den Pfiffen des Handwerks unterwies. Am zweiten Tage nach meiner Bestallung, zur Zeit, da gerade jeder seine Hängematte oder seinen Schragen bestieg, trat Peters auf einmal in unsere Schlafkammer, die nichts anderes war, als einfach ein Keller, so von Stückfässern und Ballen voll, daß wir mit Mühe Platz fanden, unsere Hängematten aufzuspannen. Gewöhnlich trug Peters die Kleidung eines Segelflickers. Aber nun hatte er sie ausgezogen. Er trug eine Filzmütze, ein rotes Wollhemd, das durch eine silberne Nadel (zugleich Reinigungsapparat für die Zündlöcher der Gewehre) auf der Brust zusammengehalten war und, hoch über die Knie herauf, ein Paar große Fischerstiefel.

„Halloh, hopp!“ schrie er und stampfte mit dem Kolben seines Karabiners auf die Erde. „Die Hängematten herunter! Wir schlafen an einem anderen Tag weiter. Man hat ‚das Eichhorn‘ für heute abend auf die Flutzeit signalisiert … Wollen sehen, was es im Bauch hat … Musselin oder Tabak … Halloh, hopp, schnell meine Meerschweinchen! …“

In einem Augenblick war alles auf den Beinen. Eine Kiste mit Waffen wurde geöffnet; jeder nahm sich einen Karabiner

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_100.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)