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und zur Verteidigung entschlossen.“ – „Ich habe meine Leute unten auf der Treppe,“ entgegnete der Kommissar, „und wenn er entwischt …“ – „Hüten Sie sich wohl, sie da unten zu lassen,“ fiel ich ihm mit gemachtem Eifer ins Wort, „wenn Vidocq Ihre Leute sieht, wird er gleich den Braten riechen, und dann fliegt der Vogel aus!“ – „Aber wo soll ich sie denn hinstecken?“ – „Nun, lieber Gott, hier in dieses Kabinett!“ – Der Kommissar begab sich also mit seinen Polizeiagenten in das Kabinett. Die Tür ist sehr fest und ich verschließe sie doppelt. Dann, ganz sicher, rechtzeitig zu entwischen, rufe ich meinen Gefangenen zu: „Sie suchten Vidocq … nun, Vidocq hat Sie eben eingesperrt … Auf Wiedersehen!“ Dann verschwand ich wie ein Blitz, ließ die Truppe nach Hilfe schreien und unerhörte Anstrengungen machen, um aus dem verwünschten Kabinett zu entkommen.

Noch zwei Eskapaden dieser Art glückten mir, aber schließlich wurde ich festgenommen und wieder ins Gefängnis geführt, wo man mich zur größeren Sicherheit in den Kerker setzte; zusammen mit einem gewissen Calendrin, der ebenfalls schon zwei Fluchtversuche gemacht hatte. Calendrin, der mich während meines ersten Besuches im Gefängnis kennen gelernt hatte, teilte mir sogleich einen neuen Plan zur Flucht mit. Man wollte in der Mauer des Sträflingskerkers, mit dem wir Kommunikation hatten, ein Loch ausbrechen. In der dritten Nacht nach meiner abermaligen Verhaftung schickte man sich auch wirklich zu dieser Flucht an: die Schildwache stand draußen ganz dicht bei dem Loch, aber acht Sträflinge schlüpften durch das Loch und hatten das Glück, nicht bemerkt zu werden.

Wir blieben unser noch sieben. Wir zogen als Los Strohhalme, wie gewöhnlich bei solchen Gelegenheiten, um zu wissen, wer von den sieben zuerst hindurch durfte. Das Los traf mich und ich entkleidete mich, um leichter durch die sehr enge Öffnung schlüpfen zu können. Aber zu jedermanns Entsetzen blieb ich drin stecken, so daß ich weder vor noch zurück konnte. Vergebens

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_087.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)