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als ich fast mit der Nase auf einen ehemaligen Offizier des Landsturms, namens Malgaret, stieß, den ich in Brüssel gekannt hatte, wo er im türkischen Café ziemlich verdächtige Spiele spielte. Nach den ersten Begrüßungen fragte er mich nach den Ursachen meines Aufenthalts in Mecheln. Ich erzählte ihm ein Märchen, darauf erzählte auch er mir eines über die Gründe seiner Reise. Und wir waren beide zufrieden, denn jeder glaubte, den anderen hinters Licht geführt zu haben. Wir nahmen einige Erfrischungen, dann kehrten wir auf den Meßplatz zurück, aber überall, wo sich eine Ansammlung von Menschen bildete, begegneten mir einige Kostgänger der „Herzogin“. Da ich meinem Kameraden gesagt hatte, daß ich keine Menschenseele in Mecheln kenne, so wendete ich den Kopf ab, um nicht von ihnen erkannt zu werden. Es hätte mir zwar keine allzu große Sorge gemacht, einzugestehen, daß ich solche Bekanntschaften hatte, aber mein Kamerad war ein viel zu durchtriebener Geselle, als daß man ihn hätte täuschen können. „Hm,“ sagte er mir, „hier sind Leute, die Sie sehr aufmerksam ansehen …“ und dabei blickte er mir forschend ins Gesicht. „Sollten Sie sie vielleicht zufällig kennen? …“ Ohne den Kopf zu wenden, antwortete ich, daß ich sie nie gesehen hätte und daß ich nicht einmal wüßte, wer sie sein könnten. „Wer sie sind,“ erwiderte mein Kamerad, „wer sie sind, will ich Ihnen sagen …; immer unter der Voraussetzung, daß Sie es nicht wissen … Es sind Diebe!“ – „Diebe!“ rief ich … „Was wissen Sie davon? …“ „Das was Sie selbst gleich wissen werden, wenn Sie mit mir gehen; denn ich möchte wetten, wir werden nicht zu weit zu gehen brauchen, um sie arbeiten zu sehen … Da, sehen Sie nur hin!“

Ich sah mir die Gruppe an, die vor einer Menagerie stand; und da nahm ich ganz deutlich wahr, wie einer der falschen Pferdehändler einem dicken Viehhändler die Börse stahl, die der Viehhändler einen Augenblick später ganz harmlos in allen seinen Taschen suchte. Der Zigeuner trat dann in einen Juwelierladen, wo schon zwei angebliche Zeeländerinnen sich befanden, und mein

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_079.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)