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Tisch, um sich in den Salon zu begeben. Ich ergreife den Augenblick, um dem General zu sagen, war mir eben passiert ist. „Ha! Du Dummerjahn,“ sagte er, „glaubst du, du sagst mir damit etwas Neues? … Ich habe doch überhaupt die Baronin erst auf den Gedanken gebracht, deine Eltern könnten Geld nötig haben … Für den Moment sind aber diese Eltern wir … Unsere Kapitalien nehmen ab, und irgendeinen Streich wagen, um sich Geld zu verschaffen, daß hieße mutwillig das Gelingen unserer großen Sache aufs Spiel setzen … Ich übernehme es, den Wechsel einzulösen … Gleichzeitig habe ich der Baronin beigebracht, daß du doch etwas Geld vor der Hochzeit brauchst, um ein bißchen nach etwas auszusehen, und es ist schon abgemacht, daß du von jetzt bis zur Eheschließung fünfhundert Gulden monatlich bekommst.“ Und wirklich fand ich diese Summe am anderen Morgen auf meinem Schreibtisch, und auf dem Schreibtisch hatte man auch ein kleines Kästchen mit kostbarer Ziselierung und Edelsteinen hingestellt.

Indessen der Geburtsschein des Grafen von B …, dessen Namen ich ja angenommen hatte, und den der General ebenso wie die anderen Papiere hatte fabrizieren lassen wollen, dieser Geburtsschein kam nicht an. Die Baronin, deren Verblendung jenen Personen, die nicht wissen, wie weit die Leichtgläubigkeit Betrogener und die Frechheit der Betrüger gehen kann, unglaublich vorkommen muß, willigte nunmehr ein, mich unter dem Namen Rousseau zu heiraten. Ich hatte dafür alle Papiere, um mich ausweisen zu können. Mir fehlte nur noch die Einwilligung meines Vaters, und nichts war leichter, als sich so etwas zu besorgen, nämlich mit Hilfe von Labbre, den wir ja bei der Hand hatten. Aber obwohl die Baronin eingewilligt hatte, mich unter einem Namen zu heiraten, der, wie sie wohl wußte, nicht der meinige war, so konnte es doch geschehen, daß sie abgeneigt war, Mitwisser und Mitschuldiger bei einer Fälschung zu sein, die zur Entschuldigung nicht mehr die Rettung meines Lebens hatte. Wir stritten uns noch herum, um aus dieser Verlegenheit einen

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Eugène François Vidocq: Landstreicherleben, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Landstreicherleben_065.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)