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230 Carl Spitteler

Als Sohn des basellandschaftlichen Landschreibers und nachmaligen eidgenössischen Staatskassiers wurde Carl Spitteler am 24.4.1845 in Liestal geboren. Auf Wunsch des Vaters studierte er in Basel Jurisprudenz, um sich dann in Zürich und Heidelberg der protestantischen Theologie zuzuwenden. Nach Abschluss dieser Studien löste er sich von jedem dogmatischen und kirchlichen Christentum und nahm 1871-79 in Russland eine Stelle als Erzieher im Hause eines finnischen Generals an. 1879/80 war er Lehrer an der Höheren Töchterschule in Bern, 1881-85 Lehrer in Neuville. Nun bestätigte er sich als Journalist, zuerst an der "Basler Grenzpost", 1887 an der "Thurgauer Zeitung" und 1890-92 als Feuilletonredaktor an der "Neuen Zürcher Zeitung". 1892 wurde er durch Erbschaft von seinen Schwiegereltern finanziell unabhängig und zog 1893 als freier Schriftsteller nach Luzern. Seine Werke brachten ihm Erfolg und Ehrungen. 1905 erhielt er den Ehrendoktor der philosophischen Fakultät der Universität Zürich. 1909 erhielt er das Ehrenbürgerrecht der Stadt Luzern. Sein Werk "Der Olympische Frühling” brachte ihm den Nobelpreis für Literatur (1919) und im gleichen Jahr erhielt er den schweizerischen Schillerpreis. "Prometheus, der Dulder" umreisst das Werk Spittelers und seinen geistigen Standpunkt am deutlichsten. Mit ihm ist einer der bedeutendsten Schweizer Epiker, Erzähler, Lyriker und Essayisten in die Literaturgeschichte des beginnenden 20. Jahrhunderts eingegangen.

Carl Spitteler starb am 29.12.1924 in Luzern.