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los und packt mit den Zähnen die Baumwurzel. Der Fuchs jammert in kläglichem Tone: „beisse mich nicht ins Bein!“ Der Bär hält die Wurzel fest mit den Zähnen, bis er dessen überdrüssig wird, seines Weges zieht und den Fuchs sich selbst überlässt.


IV.[1] Der Fuchs sucht Umgang mit dem Bären, da er weiss, dass dieser einen Bienenkorb besitzt. Dreimal entfernt er sich aus dem Gesichtskreis des Bären, angeblich um zu einer Geburt zu eilen, zu welcher er als Namengeber eingeladen sei, in Wirklichkeit aber um aus dem Bienenkorbe Honig zu naschen. Jedesmal kehrt er zu den Bären zurück und nennt diesem auf seine Frage den Namen, welchen er dem Kinde gegeben habe, wobei er mit verstecktem Wortspiele das Ziel, das erste, zweite und dritte Drittel, andeutet, bis zu welchen er jedesmal bei der Plünderung des Bienenkorbes gelangt ist. Wie der Bär bemerkt, dass der Bienenkorb leer ist, bezichtigt er den Fuchs, daran schuld zu sein. Diesem ist es nun ein Leichtes einzuwenden, dass er sich die ganze Zeit entweder vor den Augen des Bären oder mit dessen Wissen anderswo befunden habe, und so die Beschuldigung auf den Bären selbst zurückfallen zu lassen. Da aber der Bär den Worten des Fuchses nicht recht Glauben schenken will, so schlägt der Fuchs vor, dass sich beide im Sonnenschein schlafen legen sollten, um zu sehen, wer von ihnen den Honig herausschwitzen würde. Der Bär schläft sofort ein und schläft so fest, dass der sich wach haltende Fuchs, als er den Honig aus seinem Leibe fliessen fühlt, ihm das Hinterteil damit beschmieren kann, ohne dass er erwacht. Endlich weckt der Fuchs den Bären, der jetzt den Honig gegessen zu haben glaubt, obwohl er sich dessen nicht erinnern kann.

XXVIII.[2] Der Fuchs geht zur Bärenhöhle in der Abwesenheit des Bären und der Bärin und fragt die jungen Bären, ob ihre Mutter zu Hause wäre. Auf die Frage, was er denn von ihr wolle, sagt er, er


  1. Ist nur von skandinavischer Seite nach Finnland gekommen und von allen Einzelmärchen dieser Kette am wenigsten verbreitet (s. Karte, IV).
  2. Nur russische Varianten, in welchen der Fuchs zum Hasen und der Bär zum Fuchse verwandelt sind, sind bei den Finnen gefunden worden (s. Karte XXVIII).
Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn: Die geografische Verbreitung einer nordischen Thiermärchenkette in Finnland. Suomalaisen Kirjallisuuden-seuran Kirjapainossa, Helsinki 1890, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Krohn_Nordische_Thierm%C3%A4rchenkette.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)