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kylmä kyyti!“ (wahrlich eine kalte Fahrt das), welche in dieser poëtischen Form bloss in Karelen, also am weitesten östlich, vorkommt.

In Finnland ist also die gleichmässig von Westen nach Osten und von Süden nach Norden zunehmende Corrumpierung des Märchens ganz augenscheinlich. Nur im südwestlichen Finnland sind die handelnden Personen am richtigen Platze und ihre Namen in der ursprünglichen Weise beibehalten, und gerade hier haben sich auch die Anfangs- und Schlussdetails des Märchens: der Rat in Bezug auf das Töten des Pferdes und das Lachen des fragenden Hasen am besten erhalten. Im übrigen Finnland ist das erstere Detail gewöhnlich verstümmelt worden, bisweilen hat es sich auch an ein zu einer ganz anderen Gruppe gehörendes Fuchsmärchen (XXXV) angeschlossen, und das zweite Detail, welches doch ohne Zweifel schon von Anfang an zu der Grundhandlung des Märchens gehörte, da das ganze Märchen gerade zur Erklärung der gespaltenen Lippe des Hasen erfunden zu sein scheint, ganz spurlos verschwunden. In Norwegen dagegen finden sich alle Züge der als ursprünglich erwiesenen südwest-finnischen Form unverändert vor, wodurch sonnenklar dargelegt wird, dass das vorliegende Tiermärchen von Skandinavien nach dem südwestlichen Finnland gedrungen ist. Und dass dies Tiermärchen als solches von Anfang an skandinavisch war, das beweisen, ausser seiner geringen Verbreitung, jene dem Fuchse und dem Hasen beigelegten katholischen Heiligennamen Michael und Johannes, welche sich als Spitznamen dieser Tiere, ausser in Finnland und Ingermanland, meines Wissens nur in Skandinavien, aber auch in ganz Skandinavien, Schweden, Norwegen und Dänemark[1], finden.

Aus den erwähnten Namen darf man jedoch nicht schliessen, dass das vorliegende Tiermärchen erst zu christlicher Zeit in Skandinavien entstanden sei. Im Gegenteil weist eine bei den amerikanischen Negern vorkommende Variante, welche, wenn sie hier hinzugerechnet werden kann, vielleicht besonders durch Vermittlung der Engländer zu ihnen hat gelangen können, wenigstens


  1. Grimm, RF. S. CLXXIX; Grundtvig, z. B. II. S. 118–122.
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Kaarle Krohn: Bär (Wolf) und Fuchs. Suomalaisen Kurjallisuuden Seuran Kirjapainossa, Helsingissä 1889, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Krohn_B%C3%A4r_(Wolf)_und_Fuchs.djvu/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)