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denn, wie wir aus den folgenden geschriebenen Varianten ersehen, treffen wir hier erwiesenermassen späte Auswüche.

Renart 1. (Br. 2, V. 749–916.) – 2. (Br. 10, V. 3919–4300). – Reynke. (Kap. I. 3, V. 165–198.)[1]

Die Verbindung zwischen dem vorliegendem Märchen und dem Fischen mit dem Schwanze (VII.) ist schon in der erstgenannten Variante des Renart durch eine eingeschobene, zweifellos echt mittelalterliche Erzählung unterbrochen, in welcher geschildert wird, wie der Fuchs dem Wolfe, indem er ihn zum Mönche weiht, mit heissem Wasser den Schädel kahl brüht. Diese Erzählung wird sonst noch im Reinhart (VII. Reinhart) ganz allein mit dem Fischen mit dem Schwanze verbunden angetroffen. In der zweiten Variante des Renart hat vorliegendes Tiermärchen durch sein Zwiefältigwerden sich selbständig zu machen versucht, aber dass das Fischen mit dem Schwanze (VII.) sich auch hier früher vorfand, beweist ein anderes Fuchsmärchen (XLII.), welches mitunter auch in den Volksmärchen anstatt desselben auftritt. Im Reynke hat die ganze Verbindung keine anderen Spuren zurückgelassen, als die Episode, in welcher der nachfolgende Wolf die Fische sammelt und auffrisst, und dem Fuchse nur einige Gräten übrig lässt. Denn diese Episode ist vermutlich aus der Urform des Fischens mit dem Schwanze (VII.) entstanden, wonach der Fuchs sich weigert, dem Wolfe etwas von seinen Fischen zu geben, oder ihm nur ein wenig zum Kosten giebt, und ihn auffordert, selbst sein Glück zu versuchen. Aus dem Reynke ist diese Episode dann in die Volksmärchen übergegangen (Dd 4, Ea 1, 2, Oa), wodurch die Anzahl der Varianten, in denen vorliegendes Märchen für sich allein steht, beim Suchen nach der Urform noch mehr zu verringern ist.

Denn dass es ursprünglich im Tierepos unmittelbar mit dem Fischen mit dem Schwanze (VII.) verbunden war, ist aus dem Ysengrimus zu ersehen. Hier geht nämlich dem zuletzt erwähnten Märchen eine Erzählung vom Fuchse voraus, der, indem er sich kraftlos stellt, den Bauern dazu verleitet, seinen Backen


  1. Weniger wichtige Varianten s. Grimm, RF. S. CCLXXXIII; Kurz, Waldis No. IV. 73 und Anm.; Sébillot, Tr. & Sup. de la H.-Br. II. S. 117.
Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn: Bär (Wolf) und Fuchs. Suomalaisen Kurjallisuuden Seuran Kirjapainossa, Helsingissä 1889, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Krohn_B%C3%A4r_(Wolf)_und_Fuchs.djvu/54&oldid=- (Version vom 1.8.2018)