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(Ha 5) verschwand. Von der Verbreitung der nordrussischen Form nach Lappland, Finnland, Olonetz und Ingermanland ist schon die Rede gewesen, und ebenso klar ist, dass die Mordwinen (Bg) sie entliehen haben, da sie das in russischen Varianten bisweilen (Ha 4, 5 Hb) zu treffende Fressen des Fuchses[WS 1] auf dem Heuschober sich angeeignet haben. Von den Russen ist vorliegendes Märchen noch zu den Ungarn und Osseten gelangt, aber nicht zu den Westslaven, in deren Varianten allein schon der Name „Till Eulenspiegel“ (Hd 4) deutschen Einfluss offenbart. Andererseits ist dieser Einfluss aus Deutschland, wo die Tiermärchen schon lange sowohl unvollständig als korrumpiert sind, nicht weiter nach Osten gedrungen. Wenn also die Russen nicht aus dieser Quelle geschöpft haben, und da die Beschwörung des Fuchses in den russischen Varianten, wie wir gesehen haben, beweist, dass das Märchen sich in Russland von Norden nach Süden ausgebreitet hat, so sind sie höchst wahrscheinlich irgend einem nordischen Volke entlehnt worden. Ein finnisches konnte dieses Volk deshalb nicht sein, weil die Finnen selbst erst nach ihrer Ankunft in Westfinnland und Estland das Märchen von den Schweden entliehen haben, und, wenigstens späterhin, niemals zwischen diesen und den Russen Vermittler gewesen sind. Es bleibt also keine andere Möglichkeit übrig, als dass die Russen es direkt von den Skandinaviern zu einer Zeit entlehnt haben, in welcher diese noch beständig eine nähere Verbindung mit ihnen erstrebten, oder mit anderen Worten während der Warägerzüge. Also um 1000[1] existierte vorliegendes Tiermärchen im Norden als Volksmärchen, und noch dazu in jener entwickelteren Form, in welcher der Verfolger herbeigerufen wird. Die kürzere Form, in der der Verfolger gänzlich fehlt, ist daher in den meisten Fällen als unvollständig zu betrachten, ausser vielleicht noch in denjenigen skandinavischen und westfinnischen Varianten, in welchen jene zur Erklärung der Kurzschwänzigkeit des Bären geschaffene Urbildung ganz für sich allein auftritt.


  1. V. Thomsen, Ryska rikets grundläggning genom skandinaverna, Stockholm 1882, S. 109.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Fuches
Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn: Bär (Wolf) und Fuchs. Suomalaisen Kurjallisuuden Seuran Kirjapainossa, Helsingissä 1889, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Krohn_B%C3%A4r_(Wolf)_und_Fuchs.djvu/42&oldid=- (Version vom 1.8.2018)