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auch in der Pantschatantra (Benfey, Pantsch. II, No. IV. 7, S. 308) sowie in der Uebersetzung des Grundwerkes (Benfey, K. & D. Uebers. S. 17) vorkommt[1]. Was nun weiterhin die Heilkraft des Herzens und der Ohren des Esels angeht, so gehört sie vermutlich zu den abergläubischen Vorstellungen der Inder. Mit diesen Vorstellungen bin ich jedoch zu wenig vertraut, um über jenen Zug mich sachgemäss äussern zu können. Doch steht soviel fest, dass ihm im vorliegenden Märchen keine mythologische Bedeutung inneliegt. Das Fressen des Herzens (was sonst das Herz betrifft, bin ich ganz der Ansicht Scherers) und der Ohren gründet sich hier auf die vom Schakal gemachte Beobachtung, dass der Löwe nie über ein von einem Andern berührtes Aas herfällt.

Was endlich die Schlauheit des Schakals betrifft, welche Weber für eine vom griechischen Fuchse entlehnte Eigenschaft hält, so haben wir den Umstand zu beachten, dass der Fuchs gerade in den äsopischen Fabeln, wie wir weiterhin sehen werden, nicht bloss als Betrüger oft kein Glück hat, sondern gewöhnlich bald durch andere, die ihm an Schlauheit überlegen sind, bald durch seinen eigenen Geiz und Uebermut selbst betrogen wird. Ausserdem werden wir gleich den Schakal als durch und durch verschlagenes Tier in folgenden indischen Tiermärchen sehen, zu denen sich in Griechenland kein Seitenstück findet [122–128].

Kalilag und Damnag 2. (Benfey, K. & D. Uebers. S. 21). – Pantschatantra 2. (Benfey, Pantsch. II. No. I. 11, S. 80). – 3. (ebendas. No. IV. 10, S. 316). – 4. (ebendas. No. I. 16, S. 103). [128–130].

Die Benfey’sche[WS 1] Ansicht[2] [130].

Indem Benfey den gesammten Märchencyklus von einem einzigen indischen Märchen und durch Vermittelung desselben von einer griechischen Fabel ableitet, legt er das Hauptgewicht auf die im Sanskrit verfassten Formen der Pantschatantra, ohne die Uebersetzungen des Grundwerkes selbst genügend zu beachten, unter denen gegenwärtig die syrische die erste Stelle einnimmt. Man braucht


  1. Vgl. Prym & Socin, No. LXVII. S. 279, wo sich Anklänge an den Anfang des vorliegenden Märchens finden.
  2. Benfey, Pantsch. I. S. 230–231, 250–251, 472–473.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Benfey’scche
Empfohlene Zitierweise:
Kaarle Krohn: Bär (Wolf) und Fuchs. Suomalaisen Kurjallisuuden Seuran Kirjapainossa, Helsingissä 1889, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Krohn_B%C3%A4r_(Wolf)_und_Fuchs.djvu/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)