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anders, als beim Monde, wenn auch mit einiger Abänderung des dort Gesagten. Wir haben aber hier darum den Epicykel des excentrischen Kreises gewählt, weil, während der Abstand zwischen der Sonne und dem Mittelpunkte sich gleich bleibt, als veränderlich gefunden wird, wie das bei der scheinbaren Bewegung der Sonne gezeigt ist. Während sich das Uebrige nach dieser Veränderung nicht in gleichem Maasse richtet, so muss für dasselbe daraus eine Differenz folgen, welche, obgleich sehr gering, doch bei Mars und Venus wahrgenommen wird. Dass nun diese Annahmen für die Erscheinungen ausreichen, wollen wir noch aus den Beobachtungen nachweisen; und zwar zuerst für Saturn, Jupiter und Mars, bei denen die Auffindung des Ortes des Apogeums und der Entfernung am wichtigsten und am schwierigsten zugleich ist, während dieselben bei den übrigen leicht ermittelt werden können. Hierbei wollen wir uns ungefähr derselben Methode bedienen, wie wir sie beim Monde angewendet haben; nämlich durch Vergleichung dreier alten Oppositionen mit der Sonne, welche die Griechen die abendlichen Aufgänge, wir aber die mitternächtlichen Culminationen nennen, mit eben so vielen neueren. Wenn nämlich der Planet, in Opposition mit der Sonne, in die grade Linie der mittleren Bewegung der Sonne tritt, so verschwindet jede Differenz, welche die Bewegung der Erde verursacht. Diese Oerter werden unter Hinzuziehung der Berechnung der Sonne mit dem Astrolabium beobachtet, wie oben beschrieben ist, bis sich ergiebt, dass der Planet in seine Opposition mit derselben gelangt ist.

Capitel 5.
Darlegung der Bewegung des Saturn.

Wir beginnen also mit dem Saturn, und nehmen drei von Ptolemäus einst beobachtete Oppositionsörter desselben. Die erste Opposition trat im elften Jahre Hadrians im Monat Pachon[1], am 7ten Tage desselben, um die erste Stunde der Nacht ein; dies ist im Jahre 127 nach Christus den 26sten März, 17 gleichmässige Stunden nach Mitternacht, auf den Krakauer Meridian reducirt, den wir um eine Stunde von Alexandrien abweichend gefunden haben. Der Ort des Sterns wurde gefunden 174° 40′[2] nach der Fixsternsphäre gerechnet, auf welche wir Alles, als auf den Anfang der Gleichmässigkeit, zurückführen wollen; während die Sonne nach ihrer einfachen Bewegung damals auf der entgegengesetzten Seite in 354° 40′ vom Horn des Widders, als Anfang genommen, stand. Die zweite Opposition trat ein im siebenzehnten Jahre Hadrians, im Monat Epiphy, am 18ten Tage desselben nach ägyptischer Zeitrechnung; das war nach römischer Zeitrechnung: im Jahre 133 nach Christus den 3ten Juni, 15 Aequinoctialstunden nach Mitternacht[3]. Er fand den Stern in 243° 3′[4], während die Sonne nach mittlerer Bewegung in 63° 3′, um 15 Stunden nach Mitternacht, stand. Die dritte Beobachtung endlich, giebt er an im zwanzigsten Jahre Hadrians,

Anmerkungen [des Übersetzers]

  1. [48] 345) Die hier benutzten alten Beobachtungen finden sich im Almagest XI. 5. Das Datum der ersten ist in dem lateinischen Texte aller Ausgaben des Copernicus auf den 7ten Mechyr angegeben, während im Almagest a. a. O. der 7te Pachon gelesen wird. Legt man diese Lesart des Almagest zu Grunde, und reducirt auf das christliche Datum: so hat man, weil die Epoche der Aera Nabonassar’s (vergl. Ideler, historische Untersuchungen über die Beobachtungen der Alten pag. 22) im Jahre 747 vor Christo am 26sten Februar 12h Mittags Alexandriner Zeit fällt:
    746a 309d römisch vor Christo
    dazu die Schalttage 186d
    ergiebt 747a 130d ägyptisch vor Christo.
    Vom Anfange der Aere Nabonassers bis Hadrian sind verflossen 863a ägyptisch
    die Beobachtung liegt im 11ten Jahre Hadrians, also kommen hinzu 010
    ergiebt 873a ägyptisch.
    Der Monat Pachon ist der 9te, es sind also verflossen 8 Monate = 240d
    und vom Monat Pachon noch 006d
    ergiebt 873a 246d ägyptisch.
    Man hat also von Nabonassar bis zur Beobachtung 873a 246d
    davon ab von Nabonassar bis Christus 747 130
    bleiben 126a 246d ägyptisch,
    davon ab die Schalttage 031
    bleiben 126a 085d römisch

    von Christus bis zur Beobachtung, d. h. die Beobachtung fand statt im Jahre Christi 127 den 26sten März. Und auf dieses christliche Datum hat Copernicus auch die erste Beobachtung des Ptolemäus reducirt, [49] folglich hat ihm das ägyptische Datum, wie es sich im Almagest findet, vorgelegen, und der Monatsname Mechyr für Pachon ist ein Schreibfehler, der auch in das Original-Manuscript, welches der Säc.-Ausg. zu Grunde liegt, übergegangen ist.

  2. [49] 346)
    Ptolemäus giebt a. a. O. den Ort des Saturn in 1° 13′ ♎︎ an, d. h. 181° 13′
    vom Frühlingsnachtgleichenpunkte, dieser Punkt steht von γ des Widders für Ptolemäus um 006° 40 ab,
    also war der Ort Saturns zur Zeit dieser Opposition von γ des Widders gerechnet 174° 33′,

    wofür im Text 174° 40′ gelesen wird.

  3. [49] 347) Im Almagest a. a. O. ist gesagt: „post meridiem diei 18 quatuor horis“, dies ergiebt nach Abzug von einer Stunde, wodurch Copernicus die Alexandriner Zeit auf Krakauer zu reduciren pflegt, 3 Uhr Nachmittags, also 15 Stunden nach Mitternacht Krakauer Zeit. Dies stimmt auch mit der ferneren Rechnung sowohl des Ptolemäus, als auch des Copernicus überein, welche zwischen der ersten und zweiten Beobachtung ausser den Jahren und Tagen 22 Stunden ansetzen. Nun ist aber 17 + 22 = 39 und davon ab 24 ergiebt 15 Stunden nach Mitternacht. — Im Texte des Copernicus Säc.-Ausg. pag. 328 linea 14 muss also quindecim statt undecim gelesen werden, was sich auch zwei Zeilen später in allen Ausgaben bestätigt.
  4. [49] 348)
    Ptolemäus a. a. O. hat für diesen Ort Saturns ♐︎ 9° 40′ d. h. 249° 40′ vom ♈︎,
    davon ab die Länge von γ des Widders nach Ptolemäus, nämlich 006° 40′
    giebt den Abstand Saturns bei der zweiten Opposition von γ des Widders 243° 00′,
    wofür im Texte aller Ausgaben 243° 3′ steht.