Punkte als diese gemeinsam, und in diesen können Sonnen- und Mond-Finsternisse eintreten. In den andern Punkten bewirkt die Abweichung des Mondes, dass sie sich gegenseitig nicht verfinstern, noch im Vorbeigehn sich verdecken. Diese schiefe Mondbahn bewegt sich mit ihren vier Hauptpunkten gleichmässig um den Mittelpunkt der Erde, täglich um ungefähr 3′, und vollendet in 19 Jahren ihren Umlauf. In dieser Bahn und in dieser Ebene sieht man den Mond sich immer rechtläufig bewegen, aber bald sehr langsam, bald sehr geschwind. Nämlich um so langsamer, je entfernter, und um so geschwinder, je näher er der Erde ist, was an ihm leichter, als an irgend einem andern Gestirne, eben wegen seiner Nähe, erkannt werden konnte. Man nahm daher an, dass dies durch einen Epicykel entstände, indem der Mond, beim Durchlaufen desselben, in dem obern Bogen in seiner gleichförmigen Bewegung verzögert, in dem untern aber beschleunigt würde. Dass nun dasjenige, was durch den Epicykel geschieht, auch durch einen excentrischen Kreis geschehen kann, ist nachgewiesen[1]; man zog den Epicykel deswegen vor, weil der Mond eine doppelte Ungleichmässigkeit zu haben schien. Wenn er nämlich in der grössten oder kleinsten Abside des Epicykels stand: so trat eine Abweichung von der gleichmässigen Bewegung gar nicht, an den Schnittpunkten des Epicykels dagegen nicht in gleicher Weise hervor, dieselbe war nämlich weit grösser bei den Vierteln des zunehmenden oder abnehmenden Mondes, als wenn er voll oder neu war, und dies in einer bestimmten und regelmässigen Aufeinanderfolge. Deshalb nahm man an, der Kreis, in welchem der Epicykel sich bewege, habe mit der Erde nicht denselben Mittelpunkt; sondern der Mond bewege sich in einem excentrischen Epicykel nach dem Gesetze, dass bei allen mittleren Oppositionen und Conjunctionen der Sonne und des Mondes der Epicykel im Apogeum des excentrischen Kreises, bei den dazwischenliegenden Quadraturen aber in dessen Perigeum stehe.
Man stellte sich also vor, dass zwei einander entgegengesetzte und gleichmässige Bewegungen um den Mittelpunkt der Erde stattfänden, nämlich dass der Epicykel rechtläufig und der Mittelpunkt des excentrischen Kreises oder seine Absiden rückläufig sich bewegten, während die Linie des mittleren Ortes der Sonne immer zwischen beiden in der Mitte läge. Auf diese Weise durchliefe also der Epicykel den excentrischen Kreis in jedem Monate zweimal. Um dies dem Auge darzustellen, sei der schiefe Kreis des Mondes mit dem Erdmittelpunkte homocentrisch und durch die Durchmesser und in vier Quadranten getheilt, sei der Mittelpunkt der Erde. Es liege aber in der Linie die mittlere Conjunction der Sonne und des Mondes, und in demselben Orte und zu derselben Zeit das Apogeum des excentrischen Kreises, dessen Mittelpunkt sei, und zugleich der
Anmerkungen [des Übersetzers]
Nicolaus Copernicus: Nicolaus Coppernicus aus Thorn über die Kreisbewegungen der Weltkörper. Ernst Lambeck, Thorn 1879, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kreisbewegungen-Coppernicus-0.djvu/222&oldid=- (Version vom 4.4.2019)