Mad. Dup. So muß Vaterlandsliebe jede andere Leidenschaft ersticken. Die Aristokraten müssen gänzlich ausgerottet werden, und wie könnte man das besser, als wenn man sie gar nicht mehr heyrathen läßt? so sterben sie endlich von selbst aus.
Julie. Ich muß Ihnen gestehen, liebste Mutter, daß ich an allen diesen politischen Zänkereyen gar keinen Antheil nehme.
Mad. Dup. Nicht? liebst du dein Vaterland nicht?
Julie. Ey ja doch, aber wenn Sie mich fragen, was ich darunter verstehe, so weiß ich es kaum selbst.
Mad. Dup. Dumme Gans!
Julie. Das Haus in welchem ich gebohren und erzogen wurde, die Spaziergänge wo ich als Kind herumhüpfte, die Nachbars Kinder mit welchen ich spielte, Vater und Mutter die mich immer lieb hatten, eine Amme die mich in den Schlaf schaukelte, junge Herren, die mit mir liebäugelten als ich heranwuchs; das sind die Dinge, die mir
August von Kotzebue: Der weibliche Jacobiner-Clubb. Ein politisches Lustspiel in Einem Aufzug. Kummer, Leipzig 1792, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kotzebue_-_Der_weibliche_Jacobiner-Clubb.pdf/65&oldid=- (Version vom 11.9.2022)