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du bliebest daheim. Auch das Gewitter kann noch umkehren; es hat heute nicht ganz ausgetobt.“

„Nein. Es kehrt heute nicht zum zweiten Male ein; dort blinkt bereits der Abendstern, auch haben wir heute Vollmond!“

„Dann geh’ mit Gott. Das Abendmahl hebe ich dir auf und will bis zu deiner Ankunft spinnen und für dich beten.“ – – –

Rasch schritt er den bekannten bewaldeten Berg hinab, ungeduldig trockene Zweige oder Holzstücke, die im Wege lagen, mit dem Fuße von sich stoßend. Tiefe Stille herrschte im Walde, und nur sein kräftiger Tritt oder hier und da ein ausgestoßener Fluch, wenn er schlecht getreten, unterbrachen sie.

„Und ich bekomme sie doch!“ dachte er mit unheimlicher Freude. „Ich steige hinnuter zum Flusse und hacke, wo just der Wald gelichtet ist und besucht wird, die gesündeste Tanne aus. Dann geht einer und meldet mich unten bei den Herren an; die werden mich abermals achtundvierzig Stunden festhalten wollen; ich aber gehe zum Advokaten und drehe mich dort so lange, bis sie kommt!“

Vielleicht ist sie seine Tochter? … Aber nein,

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/86&oldid=- (Version vom 13.9.2022)