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ihres Rockes, und langsam, aber kräftig zog er sie herab. Sie verlor all ihren Willen.

Ein Lächeln, flüchtig, unbestimmt, überflog ihr Gesicht, das schneeweiß sich tief und tiefer neigte, und, der Gewalt einer unbekannten Macht unterliegend, glitt sie langsam, gleich einer gebrochenen Palme, und fast ohne Besinnung zu Boden. – – –

Blendend und wie siegestrunken flammte die Sonne im Westen in überreicher Goldfülle auf, und das zartlichte Gewölke verwandelte sich in glühende Röte rings um sie. – – –

So war also das Ganze! – – –

Und jetzt sitzt er da wie vergiftet, wie zum Hohne und Gelächter, und muß sich zu Tode nach ihr sehnen!

Er, der Reichste, der Schönste, er, nach dem im Dorfe alle Mädchen sterben – er sehnt sich vergeblich! –

Das ist ihm nie passiert.

Er knirscht mit den Zähnen und schlägt mit der Faust auf den Stamm.

Wie schön, wie wunderbar schön ist sie! Während des kurzen Schlafes vorhin hat er von ihr geträumt. An alles weiß er sich nicht genau zu

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/78&oldid=- (Version vom 13.9.2022)