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Er sah sie schadenfroh an.

„Das ist etwas anderes. Das ist etwas, was ich wollen oder nicht wollen kann. Es gefällt mir keiner sehr gut. Ich bin sehr reich; ich hab’ sie alle in der Hand.“

„Gerade wie ich die Mädchen im Dorfe,“ sprach er flüchtig stolz und mehr wie zu sich selber. „Ich bin auch reich; unsere Leute sagen „der Reichste“. Die Mädchen sterben alle nach mir.“

Sie lachte.

Er faltete verletzt die Stirn.

„Was lachst du immer?“

„Ich lache nicht über dich.“

Er beruhigte sich.

„Es ist wahr,“ sprach er dann, „wenn man reich ist, kann man schon über alle lachen. Ich lache ja auch über alle. Ich kümmere mich um niemanden.“

„Über mich möchtest du auch lachen?“ fragte sie übermütig und wie infolge innerer Eingebung und sah ihm voll ins Gesicht.

„Über dich?“ Er blickte sie beinahe erschrocken an; dann lächelte er leicht errötend. „Eh – das geht nicht so,“ meinte er.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/62&oldid=- (Version vom 13.9.2022)