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gebaut, wie alle seine Stammesgenossen, und sein Antlitz von eigenartiger Schönheit. Düster sinnend, um den Mund fein und in der oberen Partie slavisch, d. h. etwas breit, ohne der Schönheit Abbruch zu thun.

Sein schwarzes Haar war der Sitte gemäß bis zu den Brauen geschnitten und verdeckte die Stirn.

Seine Tracht hob die Schönheit seines Körpers: Blutrote Beinkleider und ein schneeweißes, um Hals und Ärmel gesticktes Hemd, dessen weite Ärmel die Kraft der sehnigen Arme unverhohlen zeigten. Brust, Hals und Handgelenke waren mit Silber- und Messingketten und Kreuzen geschmückt, und am breiten, buntfarbigen Ledergürtel hingen kleine Fingerhüte und Münzen, staken eine Pfeife und einige Waffen.

Forschend blickte er in die vor ihm liegende Schlucht, aus der weißliche Nebelmassen empordampften, die wie zerrissene Schleier die Baumwipfel umhüllten.

Er mochte immerhin blicken und forschen: das, woran er dachte, tauchte aus jener grünen Tiefe nicht auf. Schleier um Schleier zog langsam über die Schlucht, und dann versanken auch die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergen … Unmutig spuckte er

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/51&oldid=- (Version vom 13.9.2022)