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Das war ein lächerliches Auflodern, eine unzeitgemäße Regung plebejischer Instinkte, die aber dank ihrer feinen Lebensweise keine Zukunft hatten.

Sie hatte sich vor der Dienerschaft blamiert.

Ihre Lippen krümmten sich in Selbstironie.

Sollte die Natur thatsächlich ununterdrückbar sein?

Ihre Großmutter väterlicherseits war nämlich eine Huzulin. Schön, aber dennoch Bäuerin! Da pflegt es immer unbewachte Augenblicke zu geben, in denen die Instinkte emporschwellen und keinen Damm kennen.

Aber ihre Mutter war eine vornehme Dame von gewählten Formen und strengen Sitten, und die Schönheit war bei ihr kein bloßer Zufall. Sie war erarbeitet und „das Schlußergebnis einer Arbeit von Geschlechtern“. – Sie hatte entschieden die Natur ihrer Mutter; sollten aber bei ihr Nachklänge großmütterlicher Regungen vorhanden sein, dann konnten es nur Dissonanzen sein. – – –

Es war ihr übrigens nicht so sehr um das Pferd zu thun. Sie wollte auch einen Blick auf den Menschen werfen, der daneben stand. Einmal kam ihr der Gedanke in den Sinn, ihn zu malen. Er

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/45&oldid=- (Version vom 13.9.2022)