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bringt er Typen aus allen Klassen der Gesellschaft zur Darstellung, immer in dem Streben, seine Menschenbrüder „zu bessern und zu bekehren“, und als er am Ende des Jahres 1898 auf eine fünfundzwanzigjährige litterarische Thätigkeit zurückblickte, da wurde ihm von Vertretern aller Stände aufrichtiger Dank als schönste Gabe dargebracht. Doch ist Franko nicht blindlings auf die realistische Schule eingeschworen, und viele seiner zarten, empfindungstiefen Gedichte, sowie manche romantisch-phantastische Erzählung zeugen von seinem eigenartigen, schulfreien Wesen. Neben seinen zahlreichen belletristischen Werken hat Franko sich ferner auch durch eine ganze Reihe wissenschaftlicher Arbeiten auf dem Gebiete der Philologie und Geschichte seiner Nation reiche Verdienste erworben.

Neben Franko, welcher seine ganze Kraft der Sache des leidenden und gedrückten Bauernvolkes widmet, stellt sich als führende Persönlichkeit, in der sich der Geist der modernen kleinrussischen Litteratur verkörpert, Olga Kobylanska, in welcher im Besonderen die Sache der Frauen eine begeisterte Kämpferin findet. Im Jahre 1865 in der Bukowina geboren, erhielt Olga Kobylanska den dortigen Verhältnissen entsprechend eine fast ausschließlich deutsche Erziehung. So schrieb sie, wie ihr Landsmann Fedkowitsch, ihre ersten litterarischen Versuche in deutscher Sprache, und erst durch die Bekanntschaft mit den kleinrussischen Patriotinnen Natalie Kobrynska

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite XXII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/30&oldid=- (Version vom 13.9.2022)