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die Hand etwas Feuchtkaltes geglitten, wovor es sie noch jetzt schüttelt. Nur an eines kann sie sich nicht entsinnen, sie ging wie ohne Bewußtsein –: ob der Wald auch bei ihrer Rückkehr gerauscht? Und ob da so stark wie drüben hinterm Felsenthor? Sie glaubt, er habe nicht mehr gerauscht … Und sie hatte sich ausgerechnet, daß, wenn sie aus diesem schrecklichen Walde herauskommen würde, gerade auch Mitternacht sein werde. Dann würde es sich auch entscheiden, ob sie leben oder sterben würde.

Sie schaute sich nicht um.

Ihr schien’s, als trüge sie etwas Schreckliches, Schweres auf den Schultern, welches sie jeden Augenblick zum Lachen kitzeln werde. Vielleicht trug sie auch etwas? Konnte sie es denn wissen? Gott weiß es.

Aus der Tiefe des Waldes drängte sich etwas gegen den Rand des Baches; durchsichtige, weißliche Gespenster. Sie schienen sich vom Erdboden zu erheben und dehnten sich im Gezweige aus. Manche drängten sich bis an ihre Brust und wollten sie ersticken, indes, sie hatte es bemerkt, schlug drauf los mit beiden Fäusten und ihr ward leichter.

Als sie aus dem Walde heraustrat und sich zum

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/163&oldid=- (Version vom 13.9.2022)