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die letzten drei Jahre kam ich mit ihm schwer aus. Er trank, arbeitete aber nichts. Hatte ich die Arbeit verrichtet, so war sie verrichtet, und that ich’s nicht, so blieb alles tot. Dann starb er.

Dieses Häuschen da, in dem ich jetzt lebe, haben wir uns beide erarbeitet; das andere mußten wir verkaufen – und es ist gut, daß ich es habe.“

Sie verstummte und klopfte die Asche aus der Pfeife.

„Und jetzt lebt ihr so einsam und allein, Paraska?“ begann die Frau nach längerem Schweigen.

„Ja,“ entgegnete sie und zuckte gleichgültig mit den Achseln.

„Und ist euch nicht bange, immer so allein zu sein?“

„Nein, es ist mir nicht bange. Ich habe zu thun … drinnen … und draußen … ich rauche, und es ist mir nicht bange.“ Dann wiederholte sie fast spöttisch: „Wo ist mir denn bange!“

„Und im Winter?“

„Im Winter auch nicht. Ich gehe ums Holz, spinne und schleuße Federn. Auch habe ich Karten, aus denen ich mir wahrsage. Ich wahrsage immer am

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/148&oldid=- (Version vom 13.9.2022)