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Sie hat auch geglaubt, sie hat den Damis schon erwischt, die Närrin die! Aber itzt trägt man sich mit einer Neuigkeit, meine Aufsetzerin hat mir heute ein paar Worte davon gesagt, allein – –

Celimene. Was ist das für eine Neuigkeit, meine liebe Chlorinde?

Chlorinde. Ich glaube es nicht. Erast hat keinen so gar elenden Gusto.

Celimene. O die Liebe ist ein eigensinnig Ding, ich glaube sicher, daß Erast Cydalisen heyrathen wird.

Chlorinde. Und das sagen sie so ruhig, gnädige Frau? Ich habe wohl gewußt, daß Erast die Hochachtung bey weitem nicht verdient, die ihm so viele erzeigt haben. Der Mensch muß nicht für einen Kreutzer Verstand haben. Es ist ein elender, dummer – – An die Cydalise – –

Celimene. Sie ereifern sich. Sollte sich denn Erast so wenig zu Cydalisen schicken? Hätte es denn Damis besser mit ihr getroffen?

Chlorinde. Damis ist ein affectirter Narr, er hat die Cydalise niemals geliebt. Glauben sie das nicht. Da muß ein ander Frauenzimmer kommen, das diesen Flüchtling einmal fest machen soll.

Celimene. Kömmt Zeit, kömmt Rath. Was halten sie davon, ich habe mir vorgenommen, den Damis beständig zu machen. Er ist itzt nicht von meiner Seiten zu bringen, und er ist gleichwohl ein Mensch, aus dem noch etwas zu machen wäre.

Chlorinde. Ja, sie haben bereits die Probe davon abgeleget. Erast ist ein beständiger Liebhaber.

Celimene. Nun wir wollen es versuchen. Vielleicht wird Damis meiner Zärtlichkeit dereinst noch würdig. Ich wundere mich über sie, Fräulein Chlorinde. Sie sind aber recht glücklich dabey, kein einzig Mannsbild hat noch Eindruck auf sie gemacht.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Gottlob Klemm: Der Besuch. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Schulz, Wien 1765, Seite 581. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Klemm_-_Der_Besuch.pdf/5&oldid=- (Version vom 12.5.2023)