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Finette. Nun das wird eine lustige Unterhaltung seyn. Aber was haben denn ihr Gnaden für Absichten bey diesen letzteren?

Celimene. Ich will mich an ihrer Bestürzung, an ihrer Verlegenheit weiden, kurz, ich will mich rächen, triumphiren, und ihnen zeigen, daß ich sie alle verachte.

Finette. Ich höre ein Getöß. Das wird schon jemand von der Gesellschaft seyn.

Celimene. Nun so geh, ich werde dir schon läuten, wenn ich dich brauche.


Zweyter Auftritt.
Chlorinde und Celimene.

Celimene. Willkommen meine liebe Fräulein, ha das ist recht brav, daß sie mir die Ehre erweisen –

Chlorinde. Ihre Dienerin, gnädige Frau. Das ist ja wieder ein elendes Wetter, es ist als wenn wir diesen Sommer gar keinen schönen Tag zu sehn kriegen könnten.

Celimene. Ja, es ist immer schlechtes Wetter. Nun so lassen sie sich nieder. Wie leben sie denn immer?

Chlorinde. Es gieng ja noch so mit, wenn nur das Wetter und die Dienstbothen etwas nutz wären in Wien. Ich glaube gar nicht, daß es noch einen guten Dienstboten in der Welt giebt.

Celimene. Es ist wahr, sie sind rar. Haben sie Cydalisen lange nicht gesehn?

Chlorinde. O die lächerliche Creatur; die allein in der Welt schön seyn will, die sich stellt beständig krank zu seyn, damit man glauben soll, sie würde noch zehnmal schöner seyn, wenn sie gesund wäre. Das Mädel weiß sich vor lauter Hochmuth nicht zu lassen.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Gottlob Klemm: Der Besuch. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Schulz, Wien 1765, Seite 580. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Klemm_-_Der_Besuch.pdf/4&oldid=- (Version vom 12.5.2023)