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zum Schelm geworden. Ihr Gnaden sehn, daß ich noch immer ledig bin, und man wird doch auch alle Tage älter.

Celimene. Der Erast, den ich für einen so zärtlichen Jüngling gehalten habe, der hängt sich an eine Cydalise, die weder Verstand, noch Schönheit, noch sonderlichen Reichthum hat? Ach wie sehr verabscheue ich ihn, und alle Männer.

Finette. Es kann aber seyn, daß er noch nicht so strafbar ist, als es die Leute Euer Gnaden weiß machen wollen.

Celimene. Die Leute haben recht. Das allgemeine Gerücht trügt niemals. Man spricht ja schon von einer Vermählung unter ihnen.

Finette. Das glaube ich in meinem Leben nicht.

Celimene. Nun die Sache wird sich heute zeigen. Cydalise hat mir versprechen lassen, daß sie heute gewiß kömmt. Erast auch. Beyde wissen nichts von einander. Beyde denken Wunder, was ich für Heimlichkeiten mit ihnen auszumachen habe. Sie werden sich sehn, und da wird es sich gleich zeigen, ob die Leute Recht oder Unrecht gehabt haben.

Finette. Den Auftritt wäre ich selber neugierig zu sehen.

Celimene. Da soll sich der Betrüger schämen! Was für zärtliche Sachen hat er mir nicht immer vorgesagt, wie sehnlich hat er mich um mein Herz gebeten! O ich mag nicht mehr dran denken. Weißt du auch, daß der Damis kömmt?

Finette. Der vorige Amant von der Cydalise?

Celimene. Ja, und der sich itzt alle ersinnliche Mühe giebt, mir zu gefallen. Chlorinde, die so lange schon heimlich für ihn seufzet, kömmt auch.

Finette. Und keines weiß etwas von dem andern?

Celimene. Nein.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Gottlob Klemm: Der Besuch. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Schulz, Wien 1765, Seite 579. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Klemm_-_Der_Besuch.pdf/3&oldid=- (Version vom 11.5.2023)