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haben; ich machte Anfangs meine Aufwartung der Cydalise, und du der gnädigen Frau da. Itzt wird die Fräulein Cydalise deine Gemahlin, und die gnädige Frau meine. Ich bin mit dem Tausch zufrieden.

Erast. Reißen sie mich aus meiner Unruhe, gnädige Frau! ist es wahr, daß sie – –

Celimene. Warum nicht, mein Herr? Was zweifeln sie?

Erast. Dem Damis wollen sie ihre Hand geben?

Celimene. Ja Erast, und ich hoffe glücklich mit ihm zu seyn. Lassen sie uns unsere Vermählung mit einander begehen, heyrathen sie ihre Cydalise.

Erast. Die Decke fällt mir von den Augen, sie sind meiner unwürdig. Itzt erkenne ich es, und das muß mich trösten.

Celimene. Das wußte ich ja, nur Cydalise ist ihrer würdig.

Erast. Ihr Spott ist Gift.

Celimene. Nein, mein lieber Erast, was hätten sie mit mir machen sollen? ich schätze die traurige Vernunft, ich will in meinem Gemahle meinen besten Gesellschafter, meinen besten Freund sehn. Meine Reizungen fangen an zu verblühen. Sie sind ein Mann, so wie sie alle sind, das heißt sinnlich. Sie wollen das lieben, was in die Augen fällt; Cydalise hat würklich ein schönes Gesicht. Geben sie Cydalisen ihre Hand. Wir würden nur alle beyde unglücklich mit einander gewesen seyn.

Erast. Gnädige Frau, sehn sie mich zu ihren Füßen, ich weiß es, daß sie mich einmal geliebt haben. Sollte alle Zärtlichkeit gegen mich auf einmal aus ihrem göttlichen Herzen verschwunden seyn? Vergeben sie mir mein Verbrechen, es war eine Verirrung meiner Vernunft. Mein Oheim, den ich schonen muß, befahl mir bey dem Verluste seiner Gewogenheit, Cydalisen einige Besuche zu machen. Ich wäre der unglückseligste

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Christian Gottlob Klemm: Der Besuch. Ein Lustspiel in einem Aufzuge. Schulz, Wien 1765, Seite 591. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Klemm_-_Der_Besuch.pdf/15&oldid=- (Version vom 12.5.2023)