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„sucht alle meine Benichen,
bindt sie in ein seiden Tuch,
legts unter den Machandelbaum.
Kywitt, kywitt, wat vör’n schöön Vagel bün ik!“

Mit des leet de Vagel de gollne Kede fallen, un se feel dem Mann jüst üm’n Hals, so recht hier herüm, dat se recht so schöön passd. Do güng he herin un säd „süh, wat is dat vör’n schöön Vagel, heft my so ’ne schöne gollne Kede schenkd, un süht so schöön uut.“ De Fru awerst wöör so angst, un füll langs in de Stuw hen, un de Mütz füll ehr von dem Kopp. Do süng de Vagel wedder

„mein Mutter der mich schlacht,“

„Ach, dat ik dusend Föder ünner de Eerd wöör, dat ik dat nich hören schull!“

„mein Vater der mich aß,“

Do füll de Fru vör dood nedder.

„mein Schwester der Marlenichen“

„Ach,“ säd Marleenken, „ik will ook henuut gahn un sehn of de Vagel my wat schenkt?“ Do güng se henuut.

„sucht alle meine Benichen,
bindt sie in ein seiden Tuch,“

Do smeet he ehr de Schöh herünn.

„legts unter den Machandelbaum.
Kywitt, kywitt, wat vör’n schöön Vagel bün ik!“

Do wöör ehr so licht un frölich. Do truck se de neen roden Schö an, un danßd un sprüng herin. „Ach,“ säd se, „ick wöör so trurig, as ik henuut güng, un nu is my so licht, dat is maal en herrlichen

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1850). Göttingen 1850, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_I_278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)