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erschienen. So schnell ändern sich die Zeiten und Umstände. Jetzt ist jede Stunde eine Geschichte!

Der Staatsminister von Falkenstein ist auf sein Ansuchen von der Leitung des Departements des Innern am 5. d. enthoben und in Wartegeld gesetzt und soll der Vicepräsident des dresdner Appellationsgerichts, Dr. Zschinsky, vom König mit der Leitung des Ministeriums des Innern einstweilen beauftragt seyn. – Auch der Bürgermeister von Leipzig, Dr. Groff, hat am 5. d. sein Amt niedergelegt.

Das Dr. Tbl. enthält Folgendes: „An meine Sachsen! Bei den ernsten Ereignissen des Auslandes und der hierdurch in mehreren Staaten Deutschlands entstandenen Aufregung drängt es Mich, vertrauensvoll zu meinem treuen Volk von Stadt und Land zu reden. – Als Ich Sachsen im Einverständnisse mit den Vertretern des Landes die Verfassung verlieh, that Ich es in der Zuversicht, sie werde die Treue, welche Jahrhunderte lang Sachsens Fürsten und Volk eng verband, neu beleben und befestigen, in Tagen des Friedens den Aufschwung des Gemeinwohls nach allen Richtungen kräftig fördern, in Tagen der Gefahr für Gesetzlichkeit und Ordnung ein festes Bollwerk seyn. – Ich bin Mir bewußt, seit dieser Zeit für das Wohl meines Volkes nach meinem besten Wissen gewirkt zu haben. – Ich bin stolz darauf, daß meine Regierung an redlicher, offener Verfassungstreue von keiner andern übertroffen wird. Mein Volk und selbst das Ausland haben Dies anerkannt. Ihr werdet mein Streben vergelten, indem ihr Meinem Zurufe Folge leistet. – Gern vernehme ich die Stimme, den Rath der verfassungsmäßigen Vertreter meines Volkes; doppelt gern in Zeiten der Gefahr. Sobald die neuen Wahlen beendigt seyn werden, spätestens zum Anfang des Monats Mai d. J., bin Ich entschlossen, die Stände zu versammeln, um Mich mit ihnen über Alles, was als wahres Bedürfniß für das Staatswohl erscheint, zu verständigen. – Namentlich werde Ich ihnen, nachdem auch die mitverbündeten Regierungen jedem einzelnen Staate die Aufhebung der Censur frei gegeben haben, die nunmehr in erweiterter Maße zulässige Vorlage über die Presse, nach §. 35 der Verfassungsurkunde zugehen zu lassen. – Harret ruhig und im Vertrauen auf Das, was Ich schon gethan und noch thun werde. Greift nicht den Befugnissen der von euch selbst gewählten Landesvertreter vor; nur was im verfassungsmäßigen Wege zu Stande kommt, trägt die Bürgschaft sichern Bestehens. – Ruhe und Ordnung, Gesetzlichkeit, unverrücktes Festhalten an dem Rechtszustande, welche die Verfassungsurkunde begründet hat, Eintracht zwischen Fürst und Volk, Muth und Vertrauen, Das ist es, worauf Deutschlands Freiheit und Selbstständigkeit beruht, Das ist es, wodurch wir allein jeder Gefahr mit Erfolg entgegentreten können. – Sachsen, bewahrt eure alte Treue! – Dresden, den 6. März 1848. Friedrich August. v. Könneritz. v. Zeschau. v. Wietersheim. v. Carlowitz. v. Oppel.“

Nachdem die Dresdner Stadtverordneten sich der Leipziger Adresse, sie schon erwähnt, nicht angeschlossen, haben sie Sr. Maj. dem König eine Adresse überreicht, in der sie die Treue und Anhänglichkeit Dresdens an das königl. Haus versichern und schließlich bitten, unter Beschleunigung der Wahlen die Stände baldmöglichst einzuberufen.

Deutschland. Der König von Würtemberg hat mittelst einer Verordnung vom 1. März in seinem Lande die Censur aufgehoben und unbedingte Preßfreiheit gewährt. Dies hat im ganzen Lande große Freude erregt. Ebenso auch die Nachricht, daß der König Zustimmung zu allgemeiner Volksbewaffnung und Einführung von Geschworenengerichten gegeben und daß derselbe beim Bundestage auf Vertretung des deutschen Volks antragen werde.

Auch in Baden hat der Großherzog durch ein provisorisches Gesetz verordnet, „daß das Preßgesetz vom Jahre 1831 wieder in Wirksamkeit trete und das hinsichtlich der mittelst der Presse verübten Verbrechen das im Jahre 1845 mit den Ständen vereinbarte Strafgesetzbuch Anwendung finde.“ Ferner sind noch anderweite Reformen in Aussicht gestellt und zum Theil fest versprochen.

Empfohlene Zitierweise:
C. S. Krausche: Camenzer Wochenschrift, 9. März 1848. C. S. Krausche, Kamenz 9. März 1848, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KWS_1848-03-09.pdf/3&oldid=- (Version vom 23.11.2023)