Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Nr. 10.

Camenzer Wochenschrift.


Donnerstag, den 9. März 1848.



Die Wochenschrift erscheint allwöchentlich ein Mal in einem ganzen Bogen, nach Umständen mit Beilagen, und kostet vierteljährlich 7 Ngr. 5 Pf., für welchen Preis sie durch alle Postämter und Zeitungs-Expeditionen zu beziehen ist. – Inserate aller Art, die darin aufgenommen werden sollen, sind bis Dienstag Abends einzusenden.


Zeitereignisse.

Inland. Die Stadtverordneten in Leipzig haben in Uebereinstimmung mit dem Stadtrath an S. M. den König unterm 2. März eine Adresse beschlossen und am 3. durch eine Deputation überreichen lassen, worin sie um „Preßfreiheit“ und um „Vertretung des deutschen Volkes beim Bundestage“ bitten, und die „Mißstimmung“ schildern, die zwischen dem Volke und den Verwaltungsbehörden herrsche. In der Antwort dankt der König für die ausgesprochenen Gesinnungen treuer Anhänglichkeit, sagt: der Stadtrath und die Stadtverordneten wären zu dieser Adresse nicht gesetzlich befugt; ferner sie sey von einer Partei ausgegangen und die übrigen hätten sich in guter Absicht angeschlossen, und endlich, daß S. M. Nichts von jener Mißstimmung zwischen dem Geiste der Verwaltung und den Wünschen des Volkes erkannt habe, von welcher die Adresse rede. Diese Antwort ward einer sehr zahlreich versammelten Volksmenge, die mit Ungeduld der Rückkehr der Deputation von Dresden harrte, vom Balkon des Rathhauses zu Leipzig durch Robert Blum auf Verlangen des Volkes verkündet, nachdem Prof. Biedermann nicht im Stande gewesen, sich bei Vorlesung vernehmbar zu machen. Zugleich machte Blum bekannt, daß Sonnabend, den 4., eine anderweite Stadtverordneten-Sitzung stattfinden werde, in welcher beantragt werden solle „den König um Entlassung seiner Minister zu ersuchen.“ Nach dieser Verkündigung erhob sich großes Geschrei und die Menge zog vom Marktplatz vor die Wohnung des Stadtverordneten Brockhaus, der bei der Abstimmung über den Antrag auf Absendung der Adresse sich entfernt hatte, und hat dort durch Lärmen und Pfeifen ihre Mißbilligung zu erkennen gegeben. – Inzwischen ist am 4. früh eine zweite Deputation nach Dresden gereist mit dem Auftrage, Sr. Maj. dem Könige die gegenwärtigen Verhältnisse Leipzigs vorzustellen, über die Aufnahme der Antwort Bericht zu erstatten und um eine nähere Erläuterung derselben zu bitten. Der König sagt in der zweiten Antwort: „daß er der ersten Deputation, als der gethane Schritt nicht in ihrer Competenz liege, auf die in deren Adresse enthaltenen Wünsche nicht habe ertheilen können; daß er bedaure, daß die erste Antwort nicht bei Allen die Aufnahme gefunden, die von dem väterlichen Geiste, in dem sie gegeben, erwartet worden; daß ihn Nichts bewegen werde von dem Wege abzugehen, den die Verbindlichkeit als Mitglied des deutschen Bundes und die durch die vaterländische Verfassung übernommene Pflicht vorschreibe; daß da die Stände am vorigen Landtage auf Reform der jetzt bestehenden Preßgesetze angetragen, dieser Gegenstand längst der sorgfältigsten Erwägung unterworfen und der Gesandte am Bundestage mit Anweisung versehen sey, wie diese Angelegenheit am Besten zur Erledigung gebracht werden könne; daß die

Empfohlene Zitierweise:
C. S. Krausche: Camenzer Wochenschrift, 9. März 1848. C. S. Krausche, Kamenz 9. März 1848, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KWS_1848-03-09.pdf/1&oldid=- (Version vom 15.1.2024)