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vorüber, bis er nach kurzem Verlaufe sich in die Wümme ergießt. Seine Hauptzuflüsse bekommt er aus den benachbarten großen Mooren der Dorfschaften Lauenbrück und Ostervesede und in der Herbst- und Frühjahrszeit schwillt er, durch starke Regengüsse vergrößert, oft mächtig an; dagegen erscheint er bei anhaltender Sommerdürre nur winzig und fast dem Austrocknen nahe. Man würde nicht glauben, wenn man ihn so sieht, daß er in alten Zeiten eine Mühle getrieben habe, welche die einzige in der Umgegend von Scheeßel gewesen sein muß. Genug, noch vor 20 Jahren hat man unzweifelhafte Spuren einer Mühle aufgefunden, bedeutende Bruchstücke eines Rades, so wie anderer dazu gehöriger Hölzer, und überdieß lebt auch jetzt noch die Geschichte ihres plötzlichen Unterganges allgemein bekannt in dem Munde älterer Leute. Sie hat da gestanden, wo jener Steg über den Bach führt und wo man auch bei näherer Betrachtung noch gar wohl den Umfang des Teiches erkennt, welcher rings durch einen Erddamm eingeschlossen war. Ihre Geschichte reicht hinauf bis kurz vor das Jahr 1503, in welchem Jahre nämlich die jetzige herrschaftliche Mühle da neu wieder aufgebaut ist, wo sie gegenwärtig noch steht, und als sehr wahrscheinlich stellt sich heraus, daß schon damals eine Familie Müller – Vorfahren des jetzigen herrschaftlichen Pächters – im Besitze derselben gewesen ist. Friedrich, erwählter Erzbischof der Stifter Bremen und Verden, Coadjutor zu Halberstadt, Erbe zu Norwegen, Herzog zu Schleswig-Holstein, Stormarn und den Dithmarschen, Graf zu Oldenburg und Delmenhorst etc., schreibt unter dem 24. December 1624 an den damaligen Pächter, der von den Drangsalen des 30jährigen Krieges viel zu leiden hatte und dem er überhaupt wohl gewogen war: „Alldieweil und dergestallt unser Müller Tönjes Müller zur Scheeßeler Mühle und dessen Vorfahren schon seit unvordenklichen Zeiten im Besitz unserer herrschaftlichen Mühle alldort gewesen sind, so sollen sie auch hinführo von Uns hierin geschützet und mainteniret werden.“ – Genug, der jüngere von zwei unverheiratheten Brüdern, welche zusammen in der Mühle lebten, war ein übermüthiger, zänkischer und gottloser

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_245.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)