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weit von sich und würde den Zwerg ihr ganz gewiß nachgeworfen haben, wenn er ihn gehabt hätte, so erboßt war er über sein langes Ausbleiben; und er stampft dabei mit den Füßen so gewaltig auf die Erde, daß sie erbebt. Der Zwerg war aber nicht weit mehr entfernt, nur hatte ihn der Riese durch die Brille übersehen, so wie der Zwerg den Riesen nicht bemerkte wegen des langen Haidekrauts, das zur Seite am Wege stand, über welches hinaus der Zwerg nicht sehen konnte, und meinte, daß es ein Erdbeben sei, als er das Zittern unter seinen Füßen fühlte. Die Brille war in einen Sumpf gefallen und tief hinein gesunken und wiewohl der alte Riese sie nachher gern wieder gehabt hätte, so konnte er sie selbst aus dem Sumpf nicht herausheben, weil er von wegen seiner Schwere hinein gesunken wäre; der Zwerg aber konnte sie kaum bewegen, geschweige denn tragen. So mußte sie wohl liegen bleiben und liegt dort noch bis auf diesen Tag unter einer Torfschicht, die sich in den Jahrhunderten nach des Riesen Tode darüber gelagert hat und genau die Stelle anzeigt, wo die beiden Augen der Brille liegen. Zwischen beiden hin zieht sich ein schmaler Strich Haidland, wo der Nasenbügel derselben liegt. Unter einem von jenen zwei Hügeln liegt der Riese auch begraben, nur kann niemand genau sagen, unter welchem?


2. Das Hexen-Kreuz vor dem Ekkerfelde.

Nordwestlich von Lehe, eine Viertelstunde weit von dem Flecken liegt ein, einige hundert Morgen großes Feld, das sich aus den umgebenden Niederungen sanft erhebt und Ekkerfeld heißt. Merkwürdig ist es wegen der Tausende von kleinen bemoos’ten Hügeln, die seinen südlichen Abhang bedecken. Es wird bis jetzt dieses Feld nicht bebauet, sondern liegt als Gemeinheitshudeplatz. Hier in der Tiefe hatte zu der Zeit, als es noch Hexen gab, dieses Gesindel seinen Lieblingsaufenthalt, daher man auch noch jetzt das bewegliche Kreuz, das beim Eingange steht, und von Jedermann der hinauf- oder hinuntergeht, auf einem

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Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)