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artete allmählich in zügellose nächtliche Schwärmereien aus. Ein Beispiel davon liefert Deecke in den Lübischen Sagen, Seite 41.: „Im Jahre 1226, als der Dänenkönig in Lübeck Hof hielt, kam der Tag, da nach altem Brauch der Maigraf mit Zubel und Lust den Mai aus dem Walde holte. Des Abends zog man auf das Burgfeld: da waren die kostbarsten Zelte und Paulune gemacht, es wurde bei Fackellicht bankettirt und getrunken, gespielt und getanzt, und seltsame Mummen von wilden Männern und Frauen gingen dazwischen hin und her. Nach Mitternacht riefen die Hörner, daß man die Maien und den Maibaum hole, um vor Sonnenschein die Häuser und Kirchen zu zieren. Da sind die Vornehmsten der Bürger neben dem König in den Wald hinab geritten. Etliche junge Gesellen aber gingen im Mummenschanz mit Jungfernkleidern angethan auf die Burg, wo man sie gar lustig empfing: doch als sie an das Schloß kamen, zogen sie ihre fertigen Wehren hervor und warfen die Wächter nieder u. s. w.“ Gegenwärtig ist von allen diesen Gebräuchen wohl nur noch das Johannis-Feuer hin und wieder übrig geblieben.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Köster: Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden. Stade: In Commision bei A. Pockwitz, 1856, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:K%C3%B6ster_Alterth%C3%BCmer_210.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)